Liebe Frau Schumann!
Ihre Karte traf mich hier in Alexandersbad, wohin ich unmittelbar nach Schluß der Bayr. Aufführungen gereist bin. Am 12ten bin ich wieder in München, und bleibe dort. Bezüglich des Repertoire’s kann ich jetzt noch Nichts sagen; ich werde suchen, Ihre Wünsche zu erfüllen. Bitte schreiben Sie mir den Tag Ihrer Ankunft, sobald Sie denselben festgesetzt haben. Natürlich besorge ich auch Logis.
Auch hierüber müssen Sie mich aber vorher informiren. Wollen Sie es nicht einmal mit einer Privat-Wohnung versuchen? –
Fiedler’s sind in Crostewitz. Sie waren einige Tage in Bayreuth; es ging ihnen ziemlich gut. – Ich habe von 12 Vorstellungen in Bayreuth neun dirigiert, nicht vier. Habe auch sämmtliche Proben abgehalten.
Hier bin ich mit Eller’s zusammen. Frau Eller leider sehr gebrechlich, macht mir rechte Sorgen!
Sie können sich denken, wie schwer ich mich dazu entschlossen habe, nach den Bayreuther Aufführungen gleich wieder in München einzurücken, wie viel lieber ich mich 6 Wochen in irgend eine Einsamkeit, wo sie am tiefsten ist, zurückgezogen hätte. Es ging leider nicht an, wegen der Ausstellung. Dafür habe ich mir einen Winterurlaub für eine Reise nach Italien gesichert. –
Sie haben gewiß auch meist schlechtes Wetter gehabt? Und wie war dies in Obersalzberg zu ertragen? Ich glaube, hier würde es Ihnen auch gut gefallen; ich bin immer wieder neu entzückt von den herrlichen Wäldern, den anmuthigen Hügeln; im Hochgebirge könnte ich es nicht 8 Tage aushalten, begreife gar nicht, daß es Sie immer wieder dahin zieht –.
Auf fröhliches Wiedersehen! Aber kommen Sie nicht nur auf wenige Tage, sondern bleiben Sie recht lange. In München muß man nicht rennen, sondern gemüthlich schlendern. Ich werde Ende dieses nicht viel zu thun haben, mich ganz Ihnen widmen können. – Herzlichen Gruß Ihren Damen!
In alter Freundschaft Ihr
treuergebener
Levi.
Alexbd. 7.8.83.
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