Düsseldorf d. 7 July 1855.
Lieber Herr Voigt,
Tausend Dank für Ihre Sendung, die ich für jetzt jedoch so glücklich bin Ihnen zurücksenden zu können. Denken Sie, wie ein gütiges Geschick mich für die nächsten 2 Monate gesichert hat! ich erhielt, gleich nachdem ich Ihnen geschrieben eine Einladung vom Detmolder Hof auf 14 Tage, dort die Prinzeß Friederike zu unterrichten, und fand dort in jeder Hinsicht die ausgezeichnetste Aufnahme, und honorirte mich der Fürst so nobel, daß ich, wie gesagt, für jetzt gesichert bin. Nächste Woche kommt nun noch ein Concert in Ems (in dem die Lind singt) dazu, und, ich hoffe, das bringt mir auch vielleicht so Viel, daß ich mich den dritten Monat gesichert sehe; dann kommt der Winter, wo mit Gottes Hülfe wieder Rath wird. Ich wollte Sie nun recht freundlich bitten, für jetzt die 300 rh wieder zu nehmen, mir aber im Falle der Noth zu erlauben, wieder bei Ihnen anzufragen. Es wäre mir nicht angenehm so viel Geld bei mir liegen zu haben, und so finden Sie meine Rücksendung gewiß in der Ordnung. Ich bedauere sehr, daß Sie so viel Unannehmlichkeit gehabt haben, die mir übrigens, hätte sich das mit Detmold nicht so glücklich gefügt, viel Verlegenheit bereitet hätte.
Nun nochmals herzlichsten Dank, lieber Freund! –
Die Nachrichten von meinem geliebten Manne sind leider noch nicht besser, und wohl können Sie denken, wie sehr ich betrübt darüber. Immer mit neuem Muthe muß ich mein Herz stählen!
Grüßen Sie Bertha’n recht warm von mir, und bleiben Sie freundlich gesinnt
Ihrer
dankbaren
Clara Schumann.
Düsseld. d. 7 July 1855
Joachim und Brahms grüßen Sie schönstens.
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