An das Königl. Hohe Appellationsgericht zu Leipzig.
Gesuch Robert Schumanns und Clara Wieck um Ertheilung des Consenses zu ihrer Verehelichung betr.
Wir Endesunterzeichneten hegen schon seit mehren Jahren den gemeinsamen und innigen Wunsch, uns ehelich mit einander zu verbinden. Doch steht der Ausführung dieses Entschlußes noch zur Zeit ein Hindernis entgegen, dessen Beseitigung eben so nothwendig zu Erreichung unseres Zweckes als es uns schmerzlich ist, dieselbe auf diesem Wege suchen zu müssen. Mein, der Unterzeichneten Clara Wieck Vater, der Pianofortehändler Friedrich Wieck zu Leipzig, verweigert uns nehmlich – wiederholt an ihn ergangener freundlicher Bitten ungeachtet – hartnäckig seine Zustimmung. Die wahren Gründe seiner Weigerung wissen wir nicht, da wir uns nicht bewußt sind, unsere Pflichten gegen ihn auf irgend eine Weise verletzt zu haben: auch unsere Vermögensverhältnisse – wie sich eintretenden Falls bei deren näherer Prüfung ergeben wird – gesichert und auf alle Fälle nicht geeignet sind, Besorgnisse für die Möglichkeit eines anständigen Auskommens entstehen zu lassen. Wir müssen daher wohl auf die – auch durch mancherlei andere Gründe unterstützte Vermuthung
kommen, daß ein persönlicher Widerwille gegen mich, den unterzeichneten Robert Schumann, seiner <>Weigerung zum Grunde liegt. Doch dem sei wie ihm wolle, wir sind nicht gemeint, deshalb von unserm einmal gefaßten und für recht und gut erkannten Entschlusse abzugehen, und nahen uns daher dem Königl. Hohen Appellationsgericht mit der ergebensten Bitte,
Hochdasselbe wolle gedachten Herrn Friedrich Wieck zur Ertheilung seiner väterlichen Zustimmung zu unserm ehelichen Bündnisse veranlassen oder dieselbe nach Befinden anstatt seiner uns zu ertheilen hochgeneigtest geruhen. Blos die Ueberzeugung von der unabweisbaren Nothwendigkeit dieses Schrittes vermag uns mit demselben auszusöhnen, und wir sind zugleich von der zuversichtlichsten Hoffnung beseelt, daß die Zeit auch hier, wie schon so manchmal, das ihrige thun und diesen schmerzlichen Zwiespalt allmählig vermitteln wird.
Robert Schumann.
Clara Wieck.
Leipzig, den achten Juni 1839.
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