23.01.2024

Briefe



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ID: 20985
Geschrieben am: Freitag 01.07.1887 bis: 31.07.1887
 

Franzensbad d. July 1887.

Loimanns Badehaus.

Liebe, gute Frau Fellinger,

so lange blieb ich Ihnen den Dank für Ihren lieben Gruß zum 8ten Juni schuldig, aber es war nicht meine Schuld, das wissen Sie! Sie wissen, daß ich Ihrer stets mit derselben Anhänglichkeit und Dankbarkeit für Ihre Treue gedenke, auch wenn ich nicht schreibe. Es ist ja zu viel, was von Außen, und Innen leider jetzt, auf mich einstürmt. Schwere Sorgen |2| tragen wir jetzt, und sehen kein Ende ab. Es ist um meinen Sohn, dessen Gelenkrheumatismus einen Grad erreicht hat, daß er seine Stellung aufgeben mußte, u. jetzt nur seiner Genesung lebt, d. h. Curen aller Art gebrauchen wird. Ach, ich habe wenig Hoffnung. Sie können sich wohl denken, was die Konsequenzen dieser schrecklich langwierigen Krankheit sind bei seiner Familie von 6 Kindern!!! Wenn wir uns, wills Gott, diesen Sommer noch sehen, erzähle ich Ihnen mehr, bin ich doch Ihrer Theilname so gewiß. Das [sic] ich diesen Sommer endlich ’mal hoffen kann Sie zu sehen, das war |3| mir das Liebste in Ihrem Briefe. Bitte, lassen Sie es mich wissen, wenn Sie auf Obersalzberg kommen, damit wir nur ja dort sind, nicht etwa zu einer Parthie, die man doch zuweilen für den Nachmittag unternimmt. Nun, die liebe Anna Franz erfährt es doch auch gleich, und schickt mir dann schnell einen Boten herauf. Ich hoffe sicher, daß sie wieder in ihrer „Idylle“ hausen wird? –
Brahms hat uns auf seinem Wege nach Köln vor 14 Tagen in Frkf. besucht, und seine drei neuen Stücke gespielt, die wir aber schon, natürlich, Alle kannten. Das mit der |4| Oper ist eine Fabel. Mit wärmstem Interesse habe ich Ihre guten Berichte Alle gelesen, und war besonders froh, daß Sie jetzt weniger mit Sorgen um die Ihrigen gequält sind. Von Ihren lieben Jungens9 erzählte uns Brahms, aber auch, daß Ihr lieber Mann doch sehr viel arbeitet! er müßte doch im Sommer immer mindestens 1 Monat vollständige Ruhe haben!
Nun Sie Liebe, leben Sie wohl, und lassen Sie uns sagen „auf Wiedersehen“!
Meine Töchter grüßen, und ich bin, Ihnen und Ihrem lieben Manne, und den lieben Knaben, stets herzlich zugethan
Ihre
Clara Schumann.

Ich vergaß Ihnen zu sagen, daß wir vom 8ten Aug. an in Ober-Salzberg zu seyn denken.

  Absender: Schumann, Clara, geb Wieck, Clara (3179)
  Absendeort: Franzensbad, Loimanns Badehaus
  Empfänger: Fellinger, Maria (443)
  Empfangsort:
  Schumann-Briefedition: Serie: II / Band: 4
Briefwechsel Clara Schumanns mit Maria und Richard Fellinger, Anna Franz geb. Wittgenstein, Max Kalbeck und anderen Korrespondenten in Österreich / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Klaus Martin Kopitz, Anselm Eber und Thomas Synofzik / Dohr / Erschienen: 2020
ISBN: 978-3-86846-015-5
254ff

  Standort/Quelle:*) D-Zsch, s: 11772-A2
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 



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