23.01.2024

Briefe



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ID: 20991
Geschrieben am: Freitag 07.03.1890
 

Frankfurt a/M d. 7 März 1890.

Liebste Frau Fellinger,

wieder schreibe ich Ihnen aus dem Bett – es stellen sich bei mir noch alle möglichen Nachzügler der Influenza ein, wo die Kinder dann sehr ängstlich sind, und ich <> ihnen zulieb <bei> wegen einer Erkältung, die mich diese Tage gepackt, einen Tag im Bett bleibe, was mir besonders schwer wird, bei meiner Lebendigkeit. Ich will aber nicht etwa darüber klagen, |2| Ihnen gegenüber, die Sie so viel in dieser Weise dulden, erst recht nicht. Warum ich Ihnen heute schreibe ist das Gefühl der Dankbarkeit für das reizende Bild von Brahms. Ich finde es so ähnlich, wie Keines, und so liebenswürdig im Ausdruck, daß ich immer meine Freude daran habe. Sehr danke ich Ihnen auch für die Nachrichten, die Sie mir sonst über sein Leben gaben – von ihm selbst erfährt man ja so wenig! – |3| Sie wissen, daß er hierher kommt, um uns sein umbearbeitetes Trio vorzuspielen – ach, wenn ich dann nur wohl bin! noch bin ich nicht die Alte! – Von Hausmann, der neulich hier war, hörte ich zu meinem wahren Leide, wie Vieles Sie entbehren müssen wegen Ihres häufigen Unwohlseyn’s – Sie schrieben es mir ja auch selbst. Ach, warum hilft nur innigste Theilname gar nichts – sie hilft wohl Leid tragen aber nicht |4| eine schwache Gesundheit. Ob nur Ihr lieber Mann wieder wohl ist? er muthet sich gewiß immer zu viel zu! überhaupt, wäre es denn nicht möglich, daß er seine Arbeit im Allgemeinen etwas beschränkte? es brächte wohl weniger ein, aber er bliebe seiner Familie doch länger in Frische erhalten!? – Sollten Sie Kaiserfeld’s einmal sehen, dann sagen Sie ihnen, wie herzlich mich ihre theilnehmenden Worte gefreut haben. –
Ich muß Ihnen Allen Lebewohl sagen – das Schreiben strengt mich immer an.
In alter Treue
Ihre
Clara Schumann.
Der Frau Franz meine herzlichen Grüße.

  Absender: Schumann, Clara, geb Wieck, Clara (3179)
  Absendeort: Frankfurt am Main
  Empfänger: Fellinger, Maria (443)
  Empfangsort:
  Schumann-Briefedition: Serie: II / Band: 4
Briefwechsel Clara Schumanns mit Maria und Richard Fellinger, Anna Franz geb. Wittgenstein, Max Kalbeck und anderen Korrespondenten in Österreich / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Klaus Martin Kopitz, Anselm Eber und Thomas Synofzik / Dohr / Erschienen: 2020
ISBN: 978-3-86846-015-5
274f.

  Standort/Quelle:*) D-Zsch, s: 11786-A2
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 



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