Berlin d. 10 Octbr. 1860
Liebster Joachim,
so fern es mir liegt irgendwie in Sie dringen zu wollen, so zwingen mich die Verhältnisse hier, Sie um eine recht baldige bestimmte Mittheilung zu bitten, ob Sie zur 3ten Soiree am 21ten also zwei Tage nach dem Leipziger Concert (Mittwoch) hierher kommen können? Laub besuchte mich heute Morgen und legte mir das Musicieren mit Ihnen sehr nahe, frug aber zugleich sehr freundlich, ob Sie nicht kämen ect. Sie sehen also, er erwartet es. Nun dachte ich aber: so: kommen Sie zur Dritten, so bitte ich Ihn in der 2ten mit mir zu spielen, darf das dann aber doch nicht später als Montag früh thuen, sonst sieht es zu unhöflich aus. Also, bitte, bald ein Wort, ein Ja aber nur, wenn Sie es wirklich gern geben. Der Manfred liegt mir noch recht tief im Sinne, und, daß Sie so von dem Werke erbaut waren, machte mir eine wahre Herzensfreude, und Ihre Worte nachher klingen <>mir noch in der Seele. Ich komme mir recht verwaist vor, seit ich Sie zuletzt sah. War es gleich gar nicht so viel, daß ich Sie in Dresden sah, so habe ich doch immer, bin ich mit Ihnen in einer Stadt, ein heimisches Gefühl – es ist das schöne Gefühl der Sicherheit das die Nähe eines lieben, theueren Freundes giebt! Bargheer ist hier, frisch und muthig, wie mir scheint. Wär ich es doch auch! ich kann gar nicht aus der Betrübniß heraus, und bin recht müde im Innersten. Adieu, lieber Joachim. Bleiben Sie gut Ihrer getreuen Cl. Sch.
Schreiben Sie mir doch immer unfrankirt, ich thue es dann auch – es ist für uns Beide bequemer.
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