Interlaken d 29 Aug. 1894.
Liebe Frau Koning,
eine herzliche Freude hat mir Ihr lieber Brief gemacht, war er doch so ausführlich, daß ich nun genau weiß wie Sie leben, was Sie vorhaben! der arme Mann hat aber schon tüchtig wieder daran gemußt! |2| Könnte man ihn doch befreit sehen von dieser so wenig befriedigenden Thätigkeit! ich freue mich aber immer, daß er trotz Allem, der wahren Kunst ergeben bleibt! – Die Aussichten, die Sie jetzt für die liebe Mathilde haben, freut [sic] mich sehr, hoffentlich gestaltet sich Alles nach Ihrem Wunsche – Gott sei Dank geht es ihr ja mit der Gesundheit so viel besser. Möchte Ihr armes Mutterherz doch bald ganz beruhigt sein, das wünsche ich Ihnen |3| von ganzer Seele – vieles Andere freilich noch dazu, vor allem daß der theuere Gatte so rüstig bleibe, wie jetzt. Nun haben wir das schöne Wetter, das er hätte haben müssen! furchtbar leid war es mir, daß er seine Ferien nicht so genießen konnte, wie wir es ihm gewünscht hätten. Frl. Wendt erzählte uns öfter von den gemüthlichen Plauder-Stunden die sie mit Ihrem Manne gehabt! Ich denke, in 4 Wochen |4| sehen wir uns, und dann wissen Sie vielleicht schon Bestimmtes betreffs Ihrer lieben Mathilde. Eugenie läßt sie und Ihren Mann herzlich grüßen, auch Marie; Erstere hofft daß Ihr <Ihr> Mann wieder einige Male mit ihr spielt, ehe sie nach London abreist. Alles Weitere verspare ich mir auf mündlich, und bin wie immer in herzlicher Ergebenheit
Ihre
Clara Schumann.
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