23.01.2024

Briefe



Rückwärts
	
ID: 21213
Geschrieben am: Mittwoch 18.03.1891
 

Frankfurt a/M d. 18 März 91.
Liebste Emilie,
Wochen lang lag Dein lieber letzter Brief in meiner Mappe zur Beantwortung, und immer kam ich nicht dazu, denn die Schreibereien, die ich wieder in letzter Zeit hatte, waren endlos. Dann auch wollte ich Dir Bestimmtes über unsere nächsten Pläne mittheilen, was ich auch nicht konnte. |2| Noch bin ich ganz unentschieden ob ich überhaupt reise; allein haben wir (ich u. Marie) keine Lust, Eugenie geht wahrscheinlich, ihre Fillu zu besuchen, nach London zu Herrn Burnand, der uns Alle dringend eingeladen hat. Ich dachte wohl an die ital Seen im Mai – jetzt ist es mir noch zu kalt, und Rom doch zu weit und kostspielig, wo ich doch ohnehin für meine Sommer-Reisen viel brauche. Also einstweilen sind wir hier, reisen wir nicht, so erwarten wir Dich mit Freuden im Mai, anderenfalls kämest Du vielleicht im Juni?
|3| Sehr bestürtzt bin ich über Deine Nachricht von Hedi! am Ende sind ihr die Seebäder doch nicht gut – ich habe öfter gehört, daß sie solche Leiden nach sich ziehen bei Leuten, die sie zu sehr aufregen. Vielleicht hängt es auch mit den Jahren zusammen, oder, ist sie noch nicht so alt? ach, nun giebt es wieder eine neue Sorge für Euch, und doch ganz besonders störend ist dies auch für Dich wegen Elise, die doch so sehr an Hedi’s Anwesenheit Nachmittags gewöhnt ist! –
Von mir kann ich Dir so Leidliches sagen, ich habe jeden Tag etwas Neues |4| was mich quält, Gott sei Dank, aber nicht a. d. Arbeit hindert. Seit 14 Tagen bin ich auch einem Husten anheim gefallen, trotzdem ich nie ausgegangen, sondern nur gefahren bin, weil wir immer Wind hatten! –
Sehr freut mich, daß der liebe Hildebrandt den Brunnen in München macht, und dazu einstweilen mit Familie hinzieht! da sehe ich ihn doch vielleicht noch ’mal im Leben! –
Ich hätte Dir Vieles zu erzählen, viel von unseren Sorgen, doch das verspare ich mir mündlich. Sobald ich entschieden bin, was ich thue, hörst Du es.
Sey innigst gegrüßt mit den Deinen – der Himmel gebe, daß Hedi’s Unwohlsein nur momentan sey. Deine alte treue Clara.

  Absender: Schumann, Clara, geb Wieck, Clara (3179)
  Absendeort: Frankfurt am Main
  Empfänger: List, Emilie (962)
  Empfangsort: München
  Schumann-Briefedition: Serie: II / Band: 8
Briefwechsel Robert und Clara Schumanns mit der Familie List und anderen Münchner Korrespondenten / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Ekaterina Smyka / Dohr / Erschienen: 2022
ISBN: 978-3-86846-019-3
823ff.

  Standort/Quelle:*) D-Zsch, s: 10139,7-A2
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 

Fehlerbeschreibung*





Wir verwenden Cookies, um Ihnen den bestmöglichen Service zu gewährleisten (Mehr Informationen).
Wenn Sie auf unserer Seite weitersurfen, stimmen Sie bitte der Cookie-Nutzung zu. Ich stimme zu.