Baden d. 28 Mai 91.
Liebste Emilie,
so wäre nun dieser Monat auch glücklich vorüber, d. h. wir leben noch, aber um nicht vieles besser, denn das Wetter war zum Gebrauch der Bäder zu ungünstig, ich habe sie aber doch genommen. Leider befiel mich eine heftige Neuralgie im Arme, und stellte sich durch manche Anzeichen heraus, daß ich |2| Gicht habe, der Arzt sagt zwar, es sey die Gicht der Reichen nicht die Knotengicht, aber es ist doch keine erfreuliche Entdeckung, dazu haben sich auch andere Leiden eingestellt, die mich recht beunruhigen – ich kann nicht 15 Min. gehen, da bekomme ich Stiche im Leib, kurz, es geht sehr bergab mit mir, und macht mich furchtbar traurig.
|3| Eugenie ist gestern zurückgekehrt, wir gehen Uebermorgen nach Haus, und hoffen sie wohl anzutreffen; sie war aber leider in Taormina 8 Tage krank, was mich wegen der Folgen besorgt macht (ich vermuthe Influenza).
Ich hatte gehofft, Franzensb. dies Jahr umgehen zu können, doch der Arzt hier dringt darauf, und so wird es werden wie immer, ich werde d. 1 oder 2 Aug durch München |4| kommen – dann wohl etwas eilig, aber, Anfang Sept. länger, vielleicht! ach, man weiß ja nichts, wer weiß, was sich bei mir noch alles einfindet, daß ich gar nicht fortkomme.
Das ist ein dummer Brief, liebste Mila! Ich lese jetzt das Leben der Lind bis z. Jahr 50, wo sie sich verheirathete. Höchst interressant! –
Wie geht es der lieben Hedi? besser? laß mich ’mal eine Postcarte haben.
In treuer Liebe
Deine alte Clara.
Wir sind d. ganzen Juni zu Haus! wie ist es uns leid, daß Du nicht kommen kannst!
Marie grüßt sehr, die Arme, ich beklage sie so sehr um alle die Sorge für mich.
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