Frankfurt d. 21ten Sept. 79.
Liebes Fräulein!
Wie so freundlich haben Sie mich überrascht mit Ihrer reizenden Arbeit – fast möchte ich Ihnen aber zürnen, dass Sie Ihre kostbare Zeit daran wendeten. Ich weiss ja, wie Ihnen diese zugemessen ist! Ich werde das Rähmchen benutzen zu den vier Bildchen der Kinder meines Sohnes u. drücke Ihnen von Herzen die Hand für Ihre liebevolle Aufmerksamkeit. Leider muss ich mich dazu eines Secretärs bedienen, da mein Arm sehr der Schonung bedarf.
Wir sind soeben hierher zurückgekehrt, leider befiel mich aber in Berchtesgaden eine starke Erkältung, ganz in der Weise, wie vorher Marie, nur dass ich schneller davon hergestellt wurde. Tragikomisch war es aber, Marie mit dem rechten, mich mit dem linken steifen Bein humpeln zu sehen! Wir waren aber v. Berchtesgaden wieder hoch entzückt, u. mir schwebt noch immer die himmlische Natur vor der Seele.
Jetzt geht es wieder an die Arbeit u. das ist gut. Wie es mit dem Concertiren im Winter wird, muss ich abwarten, je nach meinem Befinden. Ob ich nach Berlin komme, ist daher jetzt noch ganz unsicher.
Sie können denken, wie enorm ich jetzt beschäftigt bin, u. nehmen daher fürlieb mit diesem Wenigen.
Seien Sie mit Ihrer lieben Freundin, der ich für ihre Glückwünsche herzlich danke auf’s Schönste u. mit den wärmsten Wünschen für Ihr beiderseitiges Wohl gegrüsst, u. glauben Sie mich stets
Ihre
von Herzen ergb
Clara Schumann.
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