Frankfurt a/M d. 21 Mai 1895.
Liebste Lida,
so liebe Worte sagen Sie mir, und handelte es sich um die zwei Treppen, (die mich, wie Sie doch wissen, nie gehindert haben zu Ihnen zu kommen) ich sagte gleich Ja mit Freuden, aber dies ist es ja nicht, sondern die wirthschaftliche Unbequemlichkeit, die ich Ihnen bringe, und die, ich weiß es ja, liebste Lida, Sie nervös macht. Ich entsinne mich nie mich beklagt zu haben, daß ich es nicht bequem bei Ihnen gehabt hätte, im Gegentheil habe ich mich stets so behaglich, so freundschaftlich beglückt bei Ihnen gefühlt, daß ich alle Ihre Äußerungen von Bequemlichkeit, die ich bei Ihnen nicht fände wie zu Hause, nicht verstehe. Ich möchte Sie gewiß nicht kränken, liebste Lida, aber in Ihrer treuen Gesinnung für mich, haben Sie doch vielleicht die Mühen nicht so erwogen, wie Sie sie doch durch uns haben? Wir können übrigens auf alle Fälle nur die 2 Feiertage bleiben, kommen Sonnabend d. 1 Juni und müssen Dienstag d. 4 fort – wir versäumen dann schon einen Tag Stunden, die wir nachgeben müssen. Am besten scheint mir wir warten ruhig noch 8 Tage, und glauben Sie dann, daß es Ihnen nicht zu viel wird, dann senden Sie mir noch eine Karte. Ich denke bis Mittwoch vor Pfingsten kann ich mit dem Bestellen des Zimmers bei Heck warten.
Sie wissen, liebste Lida, wie innig es mich freuen würde bei Ihnen, in dem alten, lieben Hause noch ’mal zu wohnen.
Herzlichst Ihre
Clara.
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