Dresden d. 18 Juni 1834
Eben, meine liebe Emilie, war ich über dem Schreiben an Dich, da kam Dein <> rosaner Brief. Ich wurde ganz rosenroth vor Schreck, als ich ihn sah. Nun, ich hoffe der Nächste wird grün oder blau ausfallen. Jetzt aber komme ich, siehst Du, ich bringe Dir ganz Dresden auf meinem Pappier nach Leipzig, daß Du es doch wenigstens so siehst, ohne hin zu gehen. Du gehst wie mir der Vater schreibt mit Deinen Eltern nach Carlsbad? da wirst Du Dich sehr gut amüsieren, was ich Dir auch von ganzem Herzen wünsche.
Mir geht es seit eingen Tagen nicht gut, indem ich einen geschwolle¬nen Fuß habe, was sehr weh thut, doch ich hoffe, daß es sich bessern wird.
Vielleicht seh’ ich Dich in Carlsbad, denn ich habe Hoffnung, daß der Vater hingeht.
Hast Du Ernestines Uhr gesehen? Ich bin sonst nicht neidisch, hier bin ich es aber, sie hat schon 2 Uhren, und ich noch nicht einmal eine! Sag es Ihr nur, daß ich sie recht sehr darum beneidete. Grüße |2| sie, und sag ihr, ich würde „ihr bald schreiben, <und> hätte nur so wenig Zeit dazu.“
Meine Tinte nimmt ihr Ende, darum rasch daß ich fertig werde.
Ich bleibe mit dem Wunsche, daß es Dir in Carlsbad recht gefallen möge
Deine
Dich von ganzen Herzen
liebende
Clara Wieck.
|4| Sollte Dich in Carlsbad frieren, so setze nur diesen chapeau auf, da wirst Du Aufsehen machen.
An
Fräulein Emilie
List.
Wohlgeboren
in Leipzig
durch Einschluß.
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