Berlin d. 18 Mai 1862.
Lieber Herr Riggenbach,
Ihren lieben Brief vom März konnte ich nicht früher beantworten, ich lebte ein gar zu bewegtes Leben, kaum, daß ich den dringendsten Anforderungen genügen konnte. So nehmen Sie denn spät zwar, doch nicht minder herzlichen Dank Beide für Ihre lieben theilnehmenden Briefe.
Vor wenig Tagen bin ich hierher zurückgekehrt, und fand meine Julie viel wohler, als ich gehofft hatte, jedoch muß sie sich diesen Sommer in guter Luft ganz erholen, so Gott will. Sie können denken, wie |2| ich schon jetzt sehnsüchtig an die Schweiz denke, am liebsten gleich dahin ginge! Wie heißt Ihr Aufenthaltsort, und wo liegt er? besuchen muß ich <s>Sie doch ’mal, nicht wahr, Sie erlauben es mir? Es liegt doch wohl nicht gar so weit aus dem Wege nach dem Rigi? Ich denke jetzt einen Monat in Kreuznach, d. h. in Münster am Stein bei Kreuznach mit den Kindern die Kur zu gebrauchen, dann aber gleich in die Schweiz, so daß ich wohl Mitte July dort bin.
Sie haben dieser Tage wieder ’mal großen Genuß |3| durch Stockhausen, ich werde mich da im Geiste wieder ganz zu Ihnen versetzen! er wohnt doch gewiß bei Ihnen?
Sie würden mich herzlich durch einige Zeilen erfreuen: vom 1 Juni an: Münster am Stein bei Bad Kreuznach, poste restante.
Ich erwarte Hrn. Kirchner so halb und halb hier, er wollte mir noch Genaueres schreiben, that es aber bis jetzt nicht, und so vermuthe ich, er tritt plötzlich ’mal zur Thür herein.
Nun die schönsten Grüße Ihnen und Ihrer lieben Frau, von
Ihrer
wahrhaft ergb
Clara Schumann.
|4| Wie geht es dem Vater Ihrer Frau?
Die bewußten Briefe habe ich mir endlich vorgestern auf der Post hier selbst geholt, anders konnte ich sie nicht bekommen. Schönen Dank für Ihre gütigen Bemühungen deshalb.
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