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ID:
22203

Geschrieben am:
Freitag 07.11.1884

Frankfurt a/M d. 7 Nov. 1884 32 Myliusstrasse.

Geehrter Herr,

ich möchte Ihnen gern direct aussprechen, wie sehr wir, ich und meine Töchter, von der Aussicht, die Sie uns eröffnet haben, erfreut sind. Meine Töchter hatten den Wunsch, daß Sie meine Büste machen möchten im Geheimen längst gehegt, ich selbst |2| aber, so sehr ich es wünschte hatte doch das Bedenken, des zu hohen Alters, was ich auch noch habe. Doch, schließlich soll es ja für meine Kinder sein, und sie lieben mich auch so, wie ich jetzt bin. – Sie haben uns den 10ten Nov. als Entscheidungstermin Ihrerseits gestellt, und halte ich daher weitere Fragen zurück, bis ich Nachricht von Ihnen habe. Unser Fremdenzimmer überlassen wir Ihnen gern zur Arbeit, und würden Sie uns wohl noch Ihre |3| Wünsche im Bezug auf Arrangements ect. mittheilen. Eines macht mir aber Sorge, das ist die Zeit. Ich bin den ganzen Tag beschäftigt, und würde kaum mehr als zwei Stunden erübrigen können. Ich halte es für meine Pflicht, Ihnen dies vorher zu sagen – es wäre mir gar zu leid, bereitete ich Ihnen irgend welche Unbequemlichkeit.

In der Erwartung Ihrer Entscheidung u. der Hoffnung, daß Diese zu unseren Gunsten ausfalle bin ich in wärmster Hochachtung

Ihre ergb

Clara Schumann.

Absender:
Schumann, Clara, geb Wieck, Clara (3179)

Absendeort:
Frankfurt am Main

Empfänger:

Hildebrand, Adolf (2432)

Empfangsort:
München

Schumann-Briefedition:
Serie: II / Band: 8
Briefwechsel Robert und Clara Schumanns mit der Familie List und anderen Münchner Korrespondenten / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Ekaterina Smyka / Dohr / Erschienen: 2022
ISBN: 978-3-86846-019-3
Seite: 1011

Standort/Quelle:^*)
D-Mbs, s: Ana 550

*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla


ID:	22203
Geschrieben am:	Freitag 07.11.1884	Frankfurt a/M d. 7 Nov. 1884 32 Myliusstrasse. Geehrter Herr, ich möchte Ihnen gern direct aussprechen, wie sehr wir, ich und meine Töchter, von der Aussicht, die Sie uns eröffnet haben, erfreut sind. Meine Töchter hatten den Wunsch, daß Sie meine Büste machen möchten im Geheimen längst gehegt, ich selbst \|2\| aber, so sehr ich es wünschte hatte doch das Bedenken, des zu hohen Alters, was ich auch noch habe. Doch, schließlich soll es ja für meine Kinder sein, und sie lieben mich auch so, wie ich jetzt bin. – Sie haben uns den 10ten Nov. als Entscheidungstermin Ihrerseits gestellt, und halte ich daher weitere Fragen zurück, bis ich Nachricht von Ihnen habe. Unser Fremdenzimmer überlassen wir Ihnen gern zur Arbeit, und würden Sie uns wohl noch Ihre \|3\| Wünsche im Bezug auf Arrangements ect. mittheilen. Eines macht mir aber Sorge, das ist die Zeit. Ich bin den ganzen Tag beschäftigt, und würde kaum mehr als zwei Stunden erübrigen können. Ich halte es für meine Pflicht, Ihnen dies vorher zu sagen – es wäre mir gar zu leid, bereitete ich Ihnen irgend welche Unbequemlichkeit. In der Erwartung Ihrer Entscheidung u. der Hoffnung, daß Diese zu unseren Gunsten ausfalle bin ich in wärmster Hochachtung Ihre ergb Clara Schumann.
Absender:	Schumann, Clara, geb Wieck, Clara (3179)
Absendeort:	Frankfurt am Main
Empfänger:	Hildebrand, Adolf (2432)
Empfangsort:	München
Schumann-Briefedition:	Serie: II / Band: 8 Briefwechsel Robert und Clara Schumanns mit der Familie List und anderen Münchner Korrespondenten / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Ekaterina Smyka / Dohr / Erschienen: 2022 ISBN: 978-3-86846-019-3 Seite: 1011

Standort/Quelle:^*)	D-Mbs, s: Ana 550
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla