Herrn L. Stark
Professor des Conservatoire Stuttgart
Baden-Baden d. 14 Oktober 1864
Geehrter Herr,
Soeben erhalte ich Ihre freundlichen Zeilen und bedauere nur, daß ich Herrn Lebert heute noch einmal durch einen Brief beunruhigt habe, doch solch trauriges Hindernis seiner Antwort konnte ich ja nicht ahnden. Daß Sie sich so freundlich meiner annehmen wollen, danke ich Ihnen sehr, jedoch kann ich in keinem Fall zu anderer Zeit kommen als vom 4.–15. November; meinen Sie nun, daß diese Zeit zu ungünstig, so muß ich für dies Jahr ganz darauf verzichten in Stuttgart zu spielen, ist dies jedoch nicht der Fall, so bitte ich Sie den 5, 6, oder 7. November zu einer Soiree den Saal für mich zu belegen und eine vorläufige Anzeige zu machen. Ein Trio werde ich doch wohl finden? und wie ist es mit zwei Gesangnummern? mehr als das bedarf ich ja nicht. Bitte aber sehr mir recht bald eine bestimmte Antwort zukommen zu lassen, ich muß doch Ihnen, der Sie die Verhältnisse kennen das „ob“ oder „ob nicht“ überlassen.
Daß ich von Herzen gern Hr. Krais Einladung annehme wird er mir wohl glauben – wollen Sie einstweilen in meinem Namen sehr danken – so bald etwas bestimmt ist schreibe ich selbst. Wohnt er noch Rothe Bühlstraße Nr. ?
Sehr wohl erinnere ich mich Ihrer, geehrter Herr, und freue mich Ihres gütigen Beistandes gewiß sein zu können. Empfehlen Sie mich Herrn Lebert mit dem aufrichtigsten Bedauern und Herrn Pruckner dankend, daß auch er sich mir bereitwillig erzeigt.
Hochachtungsvoll grüßend
aufrichtig ergebene
Clara Schumann.
PS. Die Pilgerfahrt der Rose zu hören, würde mir eine herzliche Freude sein, ich habe sie seit wenigstens 10 Jahren nicht gehört. Führen Sie sie mit Orchester auf?
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