Karlsruhe d. 30 Okt. 1864.
Geehrter Herr,
ich hatte meine Reise nach Stuttgart schon für d. 3.ten Nov. festgesetzt, und werde also ganz nach Ihrem Wunsche dort eintreffen. Wegen Concerten in Tübingen und Heilbronn wurden bereits schon Schritte getan und in erstere Stadt werde ich jedenfalls gehen, wäre es auch nicht um Concertes halber, sondern um Frau Köstlin kennen zu lernen, deren Bekanntschaft ich mir längst gewünscht hatte.
Auf Ihre Anfrage wegen meines Spiels in Ihrer Aufführung kann ich Ihnen solange voraus keine Versprechung geben – ich muß ja überhaupt erst sehen wie mein Concert ausfällt, denn geschieht es nicht so daß ein zweites gewünscht wird, so verlasse ich Stuttgart früher um an den Rhein zu gehen wo ich an verschiedenen Orten Concerte geben soll. Es wäre also gewissenlos wollte ich Ihnen ein Versprechen geben aufs Ungewisse hin. Ich denke wir sprechen uns bald darüber.
Nun muß ich noch zu einem Punkt kommen, den ich ungern berühre, die Preise der Billets. Zu dem Eintrittspreis wie Sie mir ihn mittheilten, spielt man aber nirgends fast mehr, z. B. hier in Karlsruhe ist der Preis eines Sperrsitzes 1 G.7 30 + und dies ist denn doch das Geringste das ich wünschte. Setzen Sie also, bitte, nummerierte Plätze a 1 G. 30 +, gewöhnliche Carten a 1 Guld., und an der Kasse: ein nummerierter Platz a 1 G. 24 + – es ist besser man erhöht den Preis an der Kasse, dann hat man vorher doch schon einen Ueberblick und kann auch leichter alles controllieren.
Das ist recht Geschäftstyl, jedoch muß dies ja auch sein.
Wollen Sie freundlichst Herrn Krais benachrichtigen, daß ich am 3ten Nov. abends mit dem Schnellzug von hier komme – er geht, glaube ich – um 5 1/2 Uhr von hier.
Schließlich grüße ich Sie und alle die anderen Herren freundlichst und zeichne mich
Ihre
ergebene
Clara Schumann.
Bitte um Entschuldigung wegen des halben Bogens, den ich aus Versehen genommen.
P. S. Ich möchte noch bitten, daß Sie gefälligst mit einem zuverlässigen Manne sprächen, der mein Instrument am 4ten Nov. auspackt – es geht am 3ten per Eilgut von hier ab, kann also am 4ten morgens ausgepackt werden, es wäre aber dann wohl einfacher, das Instrument würde gleich in den Saal gebracht – kann ich es nicht an den Verwalter oder Portier des Saales, in welchem ich spiele, adressieren? dann wird es doch vom Bahnhof gleich dorthin gebracht. Bitte teilen Sie mir mit ein paar Worten die Adresse des Sachverwalters mit und zwar vor dem 3ten.
Verzeihung für meine Eile!
Noch fällt mir ein daß ich vergaß Sie zu bitten auf dem Programm zu bemerken, daß der Koncertflügel aus Erard’s Fabrik in Paris ist.
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