23.01.2024

Briefe



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ID: 22570
Geschrieben am: Samstag 03.11.1855
 

Meine geliebteste Clara,
Ich wollte Heute eigentlich nicht schreiben des unsinnig vielen Portos u der leeren Briefe wegen in Anbetracht jedoch – daß ich Heute keinen Brief bekommen u. mir der Tag so leer vorkommt – daß ich hoffe, es würde Morgen umgekehrt auch so sein – daß Sie Sonntag vielleicht keinen Brief bekommen – daß ich nicht mehr weiß, ob nicht ihr [sic] Concert Morgen u. endlich daß ich Ihnen Bedeutendes vorzutragen habe, schreibe ich!!
|2| Ich laufe schon, so lange ich hier an einem Laden ┌oft┐ vorbei wo ich wunderschöne Soldaten entdeckt hatte. Gestern ging ich hinein, mit dem Vorsatz einen Purzelmann für Felix zu kaufen u. sie nebenbei zu besehen.
Ich fand einen prächtigen Kerl, der Sie auch amüsiren wird u. ging mit einem Herzen voll Sehnsucht fort. Ich „anbetrachtete“ wieder u. fand, daß ich höchstens noch etwas um den heißen Brei herumgehen könnte, gegessen mußt er sein.
Ich habe die allerschönste Schlacht jetzt, wie ich sie noch nicht sah, so schön, |3| u. einen kleinen Thurm dabei!
Ich bin ganz glücklich darüber.
Zu Weihnacht in Düsseldorf will ich alle meine Truppen so schön aufstellen daß Sie Ihre Freude daran haben sollen!
Hier im Hause geht Alles schön u. gut. Ich übe auch recht fleißig bei Heins. Aufgehalten werde ich nicht viel da Avé Schwiegervater gestorben, Otten furchtbar erkältet ist u. Grädener sein Concert vor hat.
Mit Lübeck ist’s noch nichts; ich mag nicht gern Avé das sagen werd es aber doch nächstens. Frau Petersen will ich Sonntag besuchen. <E> Ich glaube jedoch nicht daß es in Altona was giebt.
|4| Ich weiß gar nicht, ob Ihr Concert Morgen od. Montag ist? Schreiben Sie mir ja Alles was Sie betrifft! Wie Sie Sich befinden u. wie Sie Ihre Zeit hinbringen, üben, lesen etc.
Die Eltern haben große Freude über Joachim’s Bild gehabt, erzählen Sie’s ihm doch <u. frag> es wird ihm doch nicht unlieb sein, daß sein Bild dort hängt?
Was macht denn Bargiel, hat er was geschrieben?
Weihnacht sind wir doch zusammen in Düsseldorf? Ich habe schon so große Sehnsucht danach als ob ich Sie seit Monaten nicht gesehen hätte.
Ich wünschte, wir könnten einmal zusammen nach Spielsachen für die Jungen herumlaufen! Wenigstens warten [sic] ich noch mit dem Einkaufen.
Meine Eltern u. Fritz u. Elise grüßen. In herzlicher Liebe
Ihr Johannes

  Absender: Brahms, Johannes (246)
  Absendeort: Hamburg
  Empfänger: Schumann, Clara, geb Wieck, Clara (3179)
  Empfangsort: Berlin
  Schumann-Briefedition: Serie: II / Band: 3
Briefwechsel Robert und Clara Schumanns mit Johannes Brahms und seinen Eltern / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Thomas Synofzik / Dohr / Erschienen: 2022
ISBN: 978-3-86846-014-8
414f.

  Standort/Quelle:*) D-B: Mus. Nachl. K. Schumann 7,64
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 



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