23.01.2024

Briefe



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ID: 22684
Geschrieben am: Sonntag 20.05.1877 bis: 31.05.1877
 

Mai 77.
Liebe Clara
Ich habe neulich vergessen Dir den unverständlichen Passus in Härtels Brief zu erklären.
– So ist der Brief schon liegen geblieben! –
Härtels sagen nämlich daß die etwaigen Resultate <Deiner> kritischer Arbeit ihnen nicht gesichert werden können, daß Jeder sie benutzen u. nachdrucken kann. Das ist ganz richtig u. bei ihren letzten Unternehmen (Beethoven Mozart etc.) sehr zu beklagen.
In diesem Fall jedoch finde ich es – doch ein wenig schmutzig daß sie daran erinnern, natürlich an Dein Honorar denkend!
Bei Schumanns Werken kann ja, so viel ich denke u. Heute sehen kann, |3| der gründlichste u. gelehrteste Mann nicht viel Neues u. Besonderes finden. Es liegt Alles recht gut u. vollständig vor. Auch z. B. die engl. Ausgabe Novello ist ja doch nicht übel – so viel ich gesehen, da ich die meisten Sachen doch nicht nach Noten spiele; sie ist aber jedenfalls recht fleißig u. sorglich gemacht.
Dein Name hat eben für Härtels Ausgabe Werth u. den Namen können sie so gut wie Andre bezahlen.
Das ist ein Vortheil den sie nicht unterschätzen werden. – vi-
Die Rechnung mit der Bogenzahl ist doch überflüssig. Ich weiß nicht wie hoch Du denkst, aber wenn N. 1 000 für die Claviersachen giebt, so dürfen die Gesammt-Werke doch 2–3 – – 000 kosten.
Mir scheint immer noch klar daß Du nicht für Mehrere Deinen Namen geben kannst. (Es könnten auch noch |2| Anerbieten von Paris o. Petersburg kommen.)
Aber von Härtels mußt Du, nachdem Du lange u. langsam überlegt hast, ruhig u. einfach eine Summe verlangen.
Von 2 000 rh an!
Ich hörte gern mit einem Wort, wie Du weiter in der Sache denkst. Die ältern Briefe von H. dürfen Marie nicht disgustiren! Sie kann zur Erholung den Briefwechsel zwischen Schiller u. Cotta lesen.
Lienau in Berlin hat mir 2 dicke Bände Straußische Walzer geschickt! Du wirst denken, von dem Zeug hätte ich schon ohne das genug gewußt!
Jetzt endlich geht der Sommer an! Es ist eigentlich wunderhübsch hier zu der Zeit, aber die Hitze treibt doch fort. Ich denke noch nächstens einmal den Wörther See zu besehen.
Recht herzlichen Gruß!
Dein Johannes.
|4|_de Ich wollte weiter erklären aber Du wirst schon verstehen. Ich meine der Name Clara auf Roberts Werken ist für Härtels ein Vortheil – weil er eben für jeden Musikfreund eine Freude wäre. Das scheint mir der Angelpunkt der Sache. Du wirst über Deine Arbeit zwar ganz absonderliche Gedanken haben! Wenn Du Dir aber klar machst das [sic] Du eigentlich mit Druckfehlern u. allen <Set[?]> dergleichen gar nichts zu thun hast – das geht den Correktor an – dann wirst Du sehen daß alles Nöthige recht klar u. deutlich vorliegt.
Was sonst dergl. Arbeit schwierig u. oft unerfreulich macht, das giebts doch hier nicht. (Ich hab’s beim Requiem v. Mozart genügend gekostet u. thue es nie wieder.[)]
Nochmal Addio
u schönsten Gruß
J. B.

  Absender: Brahms, Johannes (246)
  Absendeort: Wien
  Empfänger: Schumann, Clara, geb Wieck, Clara (3179)
Empfangsort: Berlin
  Schumann-Briefedition: Serie: II / Band: 3
Briefwechsel Robert und Clara Schumanns mit Johannes Brahms und seinen Eltern / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Thomas Synofzik / Dohr / Erschienen: 2022
ISBN: 978-3-86846-014-8
1373-1376

  Standort/Quelle:*) D-B, s: Mus.Nachl. Schumann, K. 7,157
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 



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