Düsseldorf den 5ten April 1851.
Gnädige Frau,
Sie haben uns durch Ihre freundliche Mittheilung eine große Freude bereitet. So gern wäre ich bei der Aufführung der Ouverture zugegen gewesen. Denn leider hat es mir noch nicht gelingen wollen, das Stück so zu hören, wie ich es mir denke; es fehlte immer Kraft und Feuer. Und ohne lebendigen Antheil der Ausführenden kann einmal kein neues Werk zu klarer Erscheinung kommen, was Alles |2| bei der Aufführung in Prag vorhanden gewesen sein mag. Hrn. Director Kittl bitte ich, wenn Sie die Güte haben wollten, meinen besten Gruß dafür zu sagen.
Haben Sie auch vielen Dank für die zweite Mittheilung, die Ehre Ihrer Dedication. Möchte Ihnen fernerhin die Kunst treue Begleiterin durch’s Leben sein. Was geht über das Glück, das sie uns bereitet.
Ueber unser Leben hier wollte Ihnen meine liebe Frau noch Einiges mittheilen. Wir haben immer vollauf zu schaffen und |3| es ist oft kein Fertigwerden. Doch hat sich trotzdem die Muse nicht ganz unfreundlich gezeigt. Ich habe in der Zeit unseres Hierseins eine Symphonie, und eine Ouverture zu Schillers Braut von Messina componirt, die auch bald erscheinen werden, und außerdem noch manches Lied, von denen sich vielleicht eins oder das andere bis zu Ihnen verfliegen wird, wo ich es dann in gewohnter Güte aufzunehmen bitte.
Genehmigen Sie die Versicherung meiner Hochachtung und Ergebenheit
Robert Schumann.
|4| Verehrteste Freundin,
so Manches hätte ich Ihnen wohl gern noch erzählt, wie so viel schöne Musik wir hier gemacht haben, wie herrlich die neue Symphonie von meinem Manne war, welch große Begeisterung sie bei’m Publikum, sowie unter dem Orchester selbst, hervorgebracht hat, wie Vieles Andere; als: Comala von Gade, Israel von Händel, Symphonieen von Beethoven, wir aufgeführt haben, doch ich fühle mich seit einigen Tagen gar nicht wohl, und darf mich daher nicht anstrengen mit Schreiben. Diese Zeilen meines Mannes wollte ich nicht länger liegen lassen, sie aber auch nicht abgehen lassen, ohne Ihnen, der lieben, theilnehmenden Freundin, einen innigen, verehrungsvollen Gruß selbst zu senden. Erhalten Sie Ihr freundliches Wohlwollen, womit Sie so oft schon erfreueten
Ihrer
dankbaren
Clara Schumann.
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