23.01.2024

Briefe



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ID: 22773
Geschrieben am: Montag 17.11.1879
 

Nov. 79.
Liebe Clara,
Wenn mein Rath gut war so ist er das auch jetzt u. wird durch die neuen Mittheilungen nicht im geringsten alterirt. Eigentlich ist auch auf Alle schon im vorigen Brief geantwortet oder es vorgesehen. Du brauchst doch keinen Brief von Fr. Fromme u. kannst nicht erwarten daß sie laut u. energisch in der Sache handelt – das willst Du ja eben! Sie kann auch von ihrer Tochter u. Fälten nicht anders schreiben als sie thut – Aber – nimm mir nicht übel, das sind so frauenzimmerliche Bedenken u. Weitläufigkeiten auf die zu antworten es viel Geduld braucht. Du hast ja die Sache für |3| sie übernommen u. kannst doch nicht wollen daß sie riskirt etc. etc.
Das ist vorgesehen in m. Brief.
Weiter ist doch gar kein Grund über Raff hinweg die Sache an die große Glocke (das Curatorium) zu hängen?!
Schreibst Du ihm, wie ich meine, so hast Du ja alles Recht in 2 Tagen Antwort zu verlangen, widersprechende, hinhaltende Antwort abzuweisen u. rasche Erledigung, kurz, noch einmal zu verlangen.
Ob wir zu gut oder zu schlecht von Raff denken kommt einstweilen gar nicht in Frage.
Bis Du nun was in der Sache gethan oder erfahren hast, weiß |2| ich wirklich nichts weiter zu sagen. Ich sehe es aber kommen daß <ich so> Ihr so viel ┌u. lang┐ berathet u. hin u. her überlegt – bis das Mädchen bei Fälten ausgelernt hat u. unprämirt das Lokal verläßt! Oder was noch schlimmer wäre, daß Du <es> mit Deinen zarten Gedanken, sie wäre jetzt gewiß lieber bei Fälten – sie in die Sache hineinreitest u. sie am Ende um Alles kommt.
Also versuche doch ob Du nicht gleich, ernsthaft freundlich, an Raff schreiben kannst.
Maszkowsky ist jetzt hier. Er mußte, eines Hustens wegen ein Jahr Urlaub nehmen u. geht in s. Heimath, mit Frau u. Kind. Bedenklich ist es gar nicht, er braucht nur Ruhe.
|4| Nun grüße in Breslau schön, auch Deine Wirthe.
Dabei fallen mir wieder m. Leipziger lieben Wirthe ein, denen ich wohl was Besonderes angethan haben muß. Mir ist das grade bei Ihnen ungemein leid – aber ich laße die Welt laufen wie sie läuft, ich weiß u. erfahre zu oft daß mit mir schwer umgehen ist – ich gewöhne mich den Schaden zu tragen.
Von Herzen
Dein
Johannes.

  Absender: Brahms, Johannes (246)
Absendeort: Wien
  Empfänger: Schumann, Clara, geb Wieck, Clara (3179)
Empfangsort: Breslau
  Schumann-Briefedition: Serie: II / Band: 3
Briefwechsel Robert und Clara Schumanns mit Johannes Brahms und seinen Eltern / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Thomas Synofzik / Dohr / Erschienen: 2022
ISBN: 978-3-86846-014-8
1552ff.

  Standort/Quelle:*) D-B, s: Mus.Nachl. Schumann, K. 7,181
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 



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