23.01.2024

Briefe



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ID: 22774
Geschrieben am: Dienstag 02.03.1880
 

<Febr.> 2ter März 80
Liebste Clara,
Ich glaube meine Briefe fing ich schon oft damit an Dir zu sagen daß, wenn Du Ungeduld oder Unwillen darin zu sehen glaubst, dies eigentlich nicht mich angeht sondern Dich oder uns Beide. Für Dich ist mir keine Mühe zu <groß> viel u. keine Geduld zu groß – wenn sie nicht unnütz sind! Das sind sie aber meistens! Eure Rathsversammlung beim Frühstück fängt immer wieder von Vorne an! ! ! !
Ich kann Härtels nicht helfen, aber ein Viertel Hundert Sachen |3| abgerechnet, ist an den Schumannschen Werken absolut nichts zu thun – wenn sie für einen guten Correktor sorgten. Bei den ersten Clavier-Sachen u. später bei dem Schubertschen Verlag haben wir aufzupassen, sonst haben nur sie zu sorgen daß fehlerfrei gestochen wird; das sollte uns nicht angehen. Genire Dich doch nicht, <I> ihnen das zu sagen.
Heute, eben kommt Deine Karte. Die G moll-Sonate ist grade eines der Stücke die ich zurück gelegt wünschte, des ersten, bei Simrock erschienenen Finales wegen. Da ist eben etwas zu überlegen! Ich sage einstweilen nichts, da es doch einigemal rund um geht.
|2| Bist Du aber klar darüber oder macht Dich Jemand klar, so kann die Sonate ja gedruckt werden. Sonst aber sind ja übergenug andre Sachen da! !
Den Compositions-Band brauche ich wohl nicht mehr, ich habe ihn aber eigentlich noch nicht gebraucht – ehe ich abreise schicke ich Alles.
Nun aber danke ich sehr für den prachtvollen Leuchter den mir Betty mitgebracht hat! Er ziert m. Zimmer riesig!
Du bist mir kein Geld schuldig aber ich habe Dir von Hannover 100 mk geschickt, hast Du die bekommen?
Ferner ließ ich ungeschickter u. unbescheidener Weise den Regenschirm für Dich in Köln. Hast Du ihn mit genommen?
|4| In Bonn bin ich freilich auch eingeladen m. Violinconcert zu dirigiren. Das gefällt mir aber nicht, J. müßte die Fantasie v. Schumann spielen. Ich habe einstweilen für Spielen u. Dirigiren zugesagt – im Fall Du nicht spielen willst u. im Fall, wie ich angemessen fände, nicht lauter Schumannsche Werke aufgeführt werden.
Ich bin am 9ten April in Königsberg, am 13ten in Schwerin am 17ten in Hannover.
Wann u. wohin gehst Du für den Sommer?
Ich war noch mit Joachim in Krakau, Lemberg, Prag etc. Für meinen Geschmack lustig u. interessant genug.
Also wegen der G moll Sonate fange an zu überlegen – wenn Du gar nichts zu thun hast. Sonst schreibe Härtels daß eben das Stück 2 Finales hat u. deshalb besser einstweilen zurück bleibt. 5tett, 4tett Sinfonieen, Peri, <K[?]> Lieder18 können sie drucken! Herzlichste Grüße dem ganzen Frühstückstisch! Dein Johannes

  Absender: Brahms, Johannes (246)
Absendeort: Wien
  Empfänger: Schumann, Clara, geb Wieck, Clara (3179)
Empfangsort: Frankfurt am Main
  Schumann-Briefedition: Serie: II / Band: 3
Briefwechsel Robert und Clara Schumanns mit Johannes Brahms und seinen Eltern / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Thomas Synofzik / Dohr / Erschienen: 2022
ISBN: 978-3-86846-014-8
1561ff.

  Standort/Quelle:*) D-B, s: Mus.Nachl. Schumann, K. 7,182
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 



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