23.01.2024

Briefe



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ID: 22818
Geschrieben am: Samstag 10.09.1859
 

D. 10ten Sept.
Ich muß Dir doch, herzliebe Clara auf m. letzten Glückwunsch auch einige Noten zum 13ten Sept. schicken.
Möchtest Du recht Schönes u. Liebes heraushören; ich denke ein treues Gemüth u. ein liebewarmes Herz kann in Tönen klingen.
So laß denn die Musik reden u. gieb den Gedanken Abschied.
Habe mich lieb!
Die Meinigen schicken ihre herzlichsten ┌Wünsche┐ mit zu Dir. Sei froh im Gedanken an Alle die Dich lieb haben.
|2| Dein Brief ist gekommen.
Stereoskope sind noch alle in gleicher Größe wie ich denke. Kaufe nur nicht massenhaft! Oder lege eine Note bei daß ich mit bezahlen helfe. Dein Bedenken wegen Detmold wäre ganz in Ordnung, wenn wir nicht vorig’s Jahr zu weit gegangen u. zu viel versprochen hätten
Daß Du nicht Ihretwegen für wenig Geld kommst, brauche ich Ihnen nicht zu sagen.
Was Woldemar in Köln Katzenjammer kriegen wird! Lange bleibt er nicht da u. ich glaube, er wird sich bald wieder in s. Berliner Stübchen einpuppen. Aber ich denke es ist |3| gut wenn er einmal umgeschüttelt wird, ändert’s ihn auch nicht.
Ich wünschte wohl, Hiller kennte m. Serenade, ob er sie wohl machen würde? ich glaube, nicht.
Dietrich auch nicht ┌etc.┐, wer soll denn schließlich dem Verleger Stimmen abkaufen?
Ich stehe mit Frau Schrödter in lebhafter Correspondenz, sie soll alte deutsche Volkslieder herausgeben.
Nun möchte ich Dich bitten, ihr m. Begleitung zu einigen, die Du besitzst zu schicken. Wenn Du wünschst so schicke ich Dir dafür Deine Abschrift, die ich ihr nicht gerne schicke. Sie ist wohl noch in Ddf., was ich übrigens selbst gern erführe. Vergiß es nicht, wenn Du sie aber nicht bei Dir hast, so schreibe mir’s |4| u. ob sie von Berlin ohne Dich hingeschafft werden können.
Ich freue mich darauf, endlich über das Adagio in der n. Ser. von Dir zu hören, ich hoffe Du schreibst recht, als ob das Züngelein ganz los- u. ausgelassen wäre. Wenn’s nur der Mühe werth ist. Ich bitte es mir übrigens baldmöglichst wieder aus! Das muß leider sein. Wenn Dir die Marienlieder Spaß machen, die haben Zeit.
Ich schrieb Dir übrigens eben noch deutschen Text ┌Du thätest mir e. Gefallen wenn Du ihn wieder radiertest.┐ über die lateinischen Verse (die recht hübsch klingen.)
Du glaubst nicht wie begierig ich bin zu wissen wie Dir das Adagio gefällt, lasse der Feder, bitte, freien Lauf, zu loben, zu tadeln, zu schwärmen u. was Du willst.
In herzlicher Liebe
Dein Johannes.

  Absender: Brahms, Johannes (246)
  Absendeort: Hamburg
  Empfänger: Schumann, Clara, geb Wieck, Clara (3179)
  Empfangsort: Honnef
  Schumann-Briefedition: Serie: II / Band: 3
Briefwechsel Robert und Clara Schumanns mit Johannes Brahms und seinen Eltern / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Thomas Synofzik / Dohr / Erschienen: 2022
ISBN: 978-3-86846-014-8
643ff.

  Standort/Quelle:*) D-B: Mus. Nachl. K. Schumann 7,111
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 



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