23.01.2024

Briefe



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ID: 22850
Geschrieben am: Mittwoch 09.11.1859
 

Mittwoch
Herzliebe Clara,
Dein Brief hat mir Gestern die größte Freude gemacht!
Ich will mich nicht darüber auslassen, Du hältst mich sonst für eitel u. glaubst ich höre gern Schmeicheleien.
Aber ich habe nun einmal viel Spaß an meinen Sachen. Ich glaube wirklich liebe Clara, ich wachse!
Du sollst auch wohl verstehen können wie man „dem Herren singt, daß er so wohl, so wohl an Einem thut“. Hat er doch sehr wohl an Dir gethan!
Wie schön, mit frischer Kraft schaffen! Wie schön, daß Du u. Andre so theilnehmen. Wehmüthig denke ich an den Herrlichen der es so innig, so sehr that.
|2| Frau Schrödter hat mir ein schönes Albumblatt für Dich geschickt.
Ich sende es nächstens, ich mag’s nicht ohne einige Noten beizulegen.
Die vollst. 2te Serenade, die nun copirt ist, die ich aber wohl nicht hier brauche, <wen> mindestens den 1ten Satz von einem Sextett für Streichinstr. u. Chorlieder.
Ich muß damit jetzt erst meinen Gast (Avé) der Freitag kommt, tractiren.
Ich schickte m. ┌1te┐ Serenade an Hiller, außerordentlich lieb wäre es mir, wenn er sie aufführte. Eine bloße Probe wäre mir freilich weniger werth.
Auch Dietrich steht sie gern zu Diensten. Ich wünsche nichts mehr, als das [sic] meine Sachen aufgeführt werden, das würde mir Leben geben (zu dem was ich habe.)
|3| Sollten sie etwa in Honnef Lust haben, mir Alles recht.
Auch das Ave Maria u. d. Psalm steht Jedem zu Dienste, der die Stimmen ausschreiben lassen will (die aber nicht sein Eigenthum wären.)
<B> Zu Neujahr würde ich aber wohl die 1te Ser. zurück verlangen, sie soll in Hbg. gemacht werden. Also vorher müßte sie in Köln u. Bonn gemacht werden. Ich käme dann gern dazu.
Gelegentlich bitte ich Dich, l. Cl. mir doch die <gros> große Messe in D von Beethoven (bei Schott in Mainz) zu bestellen. (Die Partitur) ich möchte sie zu Weihnachten m. Lehrer Hrn. Marxsen schenken.
Ganz vergaß ich, daß ich auch noch für Deinen vorigen Brief zu danken habe u. für das Uebersandte.
|4| Die Bilder sind wunderschön, ich möchte nur ein Theil bezahlen! Jedenfalls bitte ich um die Notenrechnung.
Sehr lieb ist mir daß Dir alles recht ist was ich <d> in der Geschichte hier gemacht habe. Ich spreche jetzt kein Wort von Dir.
Wenn Du Ende Nov. in Bremen spielst ist ┌es┐ am Ende ganz gut möglich daß Du in Hbg am 2ten Dec. (Freitag) zuhörst?
Ich bin auch nur ein paar Tage da u. da können wir Beide ganz gut bei m. Eltern fertig werden, <Oder> da wir doch meistens auf der Straße sein werden.
Oder hast Du Maria bei Dir, so kann diese oder ich bei Avé bleiben.
Nächstens (Sonntag od. Mt.) schicke u. schreibe ich. Dann sei mit dem Papier nicht sparsam, ich genieße jedes Schmeichelwort von Dir.
Herzlich Der Deine
Johannes.
Grüße Frl. Leser, Jungé, Woldemar, Hiller Dietrich etc.
Uebrigens ist mir immer sehr schmerzlich von Nettchen so Schlimmes zu hören; Schreibe mir ja wieder wie es geht.

  Absender: Brahms, Johannes (246)
  Absendeort: Detmold
  Empfänger: Schumann, Clara, geb Wieck, Clara (3179)
Empfangsort: Düsseldorf
  Schumann-Briefedition: Serie: II / Band: 3
Briefwechsel Robert und Clara Schumanns mit Johannes Brahms und seinen Eltern / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Thomas Synofzik / Dohr / Erschienen: 2022
ISBN: 978-3-86846-014-8
660-663

  Standort/Quelle:*) D-B: Mus. Nachl. K. Schumann 7, 113
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 



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