Liebe Clara.
Schon all die Zeit u. Morgen gar werde ich mit allen Gedanken dort sein u. am liebsten wäre ich’s selbst, um Dein seltnes u. schönes Fest mitzufeiern. Ich muß schon an die vielen Menschen, die vielen Festessen <Reden> u. gar Reden denken wenn mir so weit davon, dennoch der Gedanke an Dich behaglich |3| sein soll. Dies Alles entbehrte ich gern; höchst ungern aber, ein stiller Zuschauer u. Zuhörer sein zu können u. als das Beste: Hernach Dich u. Deine Gedanken begleiten zu können, statt sie hier allein u. stumm herum zu tragen.
Du aber, Beste der Frauen u. Künstlerinnen, freue Dich alles Schönen u. Guten, das Du Morgen erlebst u. denke selig an Alles Schöne u. Gute, das Dir u. Deinem Manne so viel Liebe verschafft hat.
|2| Für Deinen heutigen u. den neulichen Brief danke ich bestens. Ich habe gleich an S. geschrieben daß er Dir die Stimmen schickt – hoffentlich gebrauchst Du sie! Wenn Fillu gut aufgelegt ist, müßte sie allerdings die Stücke ganz gut singen! Zeige ihr doch (aber gieb nicht) den inlieg. Brief der überhaupt niedlich ist u. ihr zeigt daß ich viel zu antworten hätte – wenn ich wollte. Ja, da liegt z. B. auch eine kleine Violinsonate – aber käme sie zu Dir wie viel Briefe kriegte ich gleich aus Frankfurt u. nicht blos aus der Myliusstraße! So hoffe ich, daß ich |4| meine berühmte Herbstreise bald antrete, dann kann ich sie mitnehmen.
Die Zigeunerlieder hörte ich dann auch gern – sie müßen nothwendig sehr hübsch gesungen sein daß sie sich Deine Gunst erwerben konnten!
Mit allerherzlichsten Grüßen u. Wünschen für diese u. alle Tage
Dein
Johannes.
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