[Notenbeispiel]
Da ich Dir dies nicht höchst vergnügt singe, sondern nur schreibe, so siehst Du daraus daß m. Reisepläne zu Wasser geworden sind.
Zu Wasser – einigermaßen buchstäblich – denn bei dem trostlosen Wetter der letzten Zeit denkt man unwillkührlich mehr, was sich gegen, als was sich für eine Reise sagen läßt.
|2| So habe ich vielleicht zu schwer genommen, daß ich erst nach Wien zurück muß um m. Sommersachen abzulegen, die Reise wird so viel weiter u. umständlicher. Recht genirt hat mich daß ich durchaus eine Taufe beim jungen Schnitzler am 12 Sept. mitmachen soll – jetzt u. so weit bin ich entschuldigt. Bei Dir aber u. in Baden wäre ich gar zu gern den Tag u. die Zeit. Ich denke mit einigem Neid daß Joachim |3| vielleicht dort ist. Wenigstens höre ich daß er in der 2ten Hälfte d. M. nach Gmunden kommt.
Alsdann liegt er (für mich) dick u. schwer in einer Wagschaale – in der andern aber die Königin u. Alles was daran bimmelt u. baumelt. Ich weiß noch nicht was für mich den Ausschlag giebt.
Von dem schönen 13ten, was er mir bedeutet, was mir Alles durch Kopf u. Herz geht, wenn ich an ihn denke, sage ich weiter kein Wort. – Uebrigens schreibe ich eigentlich immer nur halbe Sätze u. es ist nöthig, daß der Leser die andre Hälfte dazu denkt!
|4| So hast Du auch hoffentlich neulich bei Gelegenheit meiner „Werkstatt“ gedacht, wie es auch sein ganz Gutes u. Rechtes so hat, u. wie ich m. Kollegen nicht zu beneiden, Ihnen nicht nachzueifern brauche.
Aber jetzt nimm ein andres Dutzend Geburtstagsbriefe vor u. verliere nicht die Geduld zu lesen – ich denke mit ehrfurchtsvoller Bewunderung daß Du sie auch beim Antworten nicht verlierst!
Mit besten Grüßen u. von ganzem Herzen
Dein
Johannes.
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