23.01.2024

Briefe



Rückwärts
	
ID: 22885
Geschrieben am: Dienstag 16.12.1890
 

Liebe Clara.
Ich habe eine so deutliche Vorstellung davon, was für Ansprüche an Dich gemacht werden, was die Sorge für Ferdinand u. s. Familie Dir zumuthet, wie Du mit Briefen u. allem Möglichen geplagt wirst – daß ich mir dagegen gar nicht vorstellen kann, wie Du das Alles bewältigst u. durchführst. Wirklich, so oft ich Deine liebe Handschrift auf dem Couvert sehe, denke ich daran u. bin fast beruhigt wenn ich drinnen einmal ein Dictat sehe.
|2| An den Bürgermeister hast Du wohl indeß ein kurzes Wort geschrieben u. seiner Zeit braucht es auch nicht mehr, wenn Du ihm Deinen Schatz sendest.
Von Garantie u. dergl. zu reden, wäre überflüßig, denn Du mußt Dich doch auf seine Sorgfalt verlaßen u. kannst es auch.
Uebrigens ist wirklich nichts riskirt u. doch auch noch nie bei solcher Gelegenheit etwas passirt. Zur Beethoven-Ausstellung in Bonn habe ich auch ohne Weiteres meine schönsten Sachen geschickt, wie die Berliner Bibliothek ihre großen Schätze – diese <seh> sah ich ein Jahr früher in Bologna!
|3| Wegen Eures künftigen Musikdirektors muß ich jetzt an Dr. Sieger längere Briefe schreiben als ich bis jetzt wohl nach Frankfurt (Dich eingeschloßen) adreßirt habe!
Maszkowski <is> kommt <sehr> in Frage u. jetzt habe ich Julius Spengel in Hamburg sehr genannt. Ich weiß nicht ob Du ihn kennst u. vorkommenden Falls für ihn sprichst.
Marie erkundigte sich gelegentlich nach Lexika. Grade ist die neueste (11te) Ausgabe von Jul. Schubert’s Musik. Convers. Lexikon gekommen.
|4| Es scheint mir in seiner Kürze, auch was die Biographien angeht, ganz vortrefflich zu sein u. kostet wunderschön gebunden nur 6 mk.
Hanslick wird Dir seinen Artikel jetzt selbst geschickt haben?
Das mit Joachim – Herzogenberg mag Dir hinterher so eingeleuchtet haben – in Deinem betreff. Brief sagst Du mir: „Aber, l. Joh. wie konntest Du nur so etwas thun! u. s. w.“
Die nachherige Erleuchtung aber genügte mir und Joachim hat ja jetzt recht Freude an dem Stück gehabt.
Zu Weihnacht wünsche ich schon jetzt das Allerbeste u. Schönste u. grüße dann wie Heute u. wie immer auf das Herzlichste! Dein
Johannes

  Absender: Brahms, Johannes (246)
Absendeort: Wien
  Empfänger: Schumann, Clara, geb Wieck, Clara (3179)
Empfangsort: Frankfurt am Main
  Schumann-Briefedition: Serie: II / Band: 3
Briefwechsel Robert und Clara Schumanns mit Johannes Brahms und seinen Eltern / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Thomas Synofzik / Dohr / Erschienen: 2022
ISBN: 978-3-86846-014-8
1976f.

  Standort/Quelle:*) D-B, s: Mus.Nachl. Schumann, K. 7,238
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 



Wir verwenden Cookies, um Ihnen den bestmöglichen Service zu gewährleisten (Mehr Informationen).
Wenn Sie auf unserer Seite weitersurfen, stimmen Sie bitte der Cookie-Nutzung zu. Ich stimme zu.