23.01.2024

Briefe



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ID: 2291
Geschrieben am: Freitag 04.10.1850
 

Düsseldorf den 4ten October 1850
Verehrtester Freund,
beifolgend die Ouverture. Die Symphoniestimmen schicke ich Ihnen, sobald Sie wünschen. Möchte Ihnen die Ouverture gefallen; beiläufig, – sie ist wirklich vor der Oper geschrieben und mag etwa den Zustand, der in Siegfrieds Hause eben vor Anfang der Tragödie herrschte, schildern. Auf das 1ste Motiv des Allegro wollte ich Sie noch aufmerksam machen; ich schrieb zwar ein piano hin, möchte aber doch, daß es die ersten Geigen sehr leidenschaftlich vortrügen, namentlich die sf. sehr scharf markirten; ich meine die Stelle von XXXX bis zum ersten wirklichen f. Von der Stelle in der Mitte der Ouverture: XXXX etc. habe ich das Tempo etwas bewegter genommen; es ist dann 3 Tacte vor der Rückkehr in das Iste Motiv die Stelle, wo sich ganz gut das Iste Tempo wieder fassen läßt, oder es kann auch allenfalls in demselben bewegteren Tempo bis zum Schluß bleiben. Da die Ouverture als Concertstück übrigens etwas kurz ist, so glaube ich, wäre sie, nicht zu Anfang des Programms gesetzt, sondern etwa in die Mitte oder zum Schluß, von besserer Wirkung. Nun genug. Erregte die Ouverture Ihr Interesse auch für die ganze Oper, so sollte es mich freuen. Ich denke doch, wegen der Aufführung später in Berlin anzufragen und bitte dafür im Voraus um Ihre freundliche Verwendung. Die 1ste Aufführung in Leipzig war leider eine fast gänzlich verunglückte (durch einen groben Fehler eines Sängers, der alles in Verwirrung brachte) – die zwei folgenden waren gelungener, wurden aber durch des Tenoristen Urlaubreise wieder unterbrochen. Nun höre ich, studiren sie jetzt wieder daran. Zunächst kömmt die Oper in Cassel zur Aufführung. Nun für heute noch freundliche Grüße von meiner Frau. Wir sind alle wohl, nur noch nicht in der gehörigen häuslichen Ruhe. Es ist hier ein sehr geräuschvolles Leben und Treiben und geschieht alles im molte f.
Freundlichen Gruß von
Ihrem
ergebenen
R. Schumann.

[BV-A, Nr. 1714:] Mit d. Stimmen u. Partitur zur Ouv. Genoveva mit e. Bemerkungen. Daß ich später daran dächte, die Oper in B. zu geben.
hörenden

  Absender: Schumann, Robert (1455)
  Absendeort: Düsseldorf
  Empfänger: Taubert, Wilhelm (1575)
  Empfangsort:
  Schumann-Briefedition: Serie: II / Band: 17
Briefwechsel Robert und Clara Schumanns mit Korrespondenten in Berlin 1832 bis 1883 / Editionsleitung: Thomas Synofzik, Michael Heinemann / Herausgeber: Klaus Martin Kopitz, Eva Katharina Klein und Thomas Synofzik / Köln: Verlag Dohr / Erschienen: 2015
ISBN: 978-3-86846-028-5
723f.

  Standort/Quelle:*) Abschrift in D-Zsch; Nr. 315 (nach Original bei Prieger)
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 



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