Lieber Freund,
Wir saßen gerade bei einem fröhlichen Mahl, als Ihr Brief ankam, wo wir denn gleich auf den kleinen Erdenbürger anstießen. Es freut uns herzlich, daß Ihre und Ihrer Frau Gemahlin Wünsche sich erfüllt haben. Könnten wir es Ihnen doch mündlich aussprechen! Doch kann ich leider vor der Hand nicht daran denken. Ende nächster Woche reisen wir – und wie viel gibt es da noch zu ordnen!
Haben Sie denn mit Ihrer lieben Frau vielen Dank für die Ehre, die Sie mir zugedacht; schreiben Sie mir den Tauftag, daß ich mit meinen Gedanken bei Ihnen, in Ihrer traulichen Behausung sein kann. Ich habe |2| nur den einen Namen Robert und bin den 8ten Juni 1810 in Zwickau geboren. So bleiben Sie mir <> und den Meinigen denn für alle Zukunft wohlgesinnt! –
Meines Versprechens entsinne ich mich ganz wohl. Es wird sich bei einer Sendung an Schuberth Gelegenheit finden, ein Manuscript beizulegen. Auch von Hrn. Grädener habe ich noch Einiges in Händen, das ich dann gleichfalls mitschicken werde. Leider ist es mir nicht gelungen, einen Verleger dafür zu gewinnen. Mir thut es namentlich um die Sonate mit Violine leid. Aus den Liedern mache ich mir weniger.
Die Genoveva wird im September wieder in Scene gehen. Wie schade, daß die Aufführungen wegen des Urlaubs eines Sängers haben unterbrochen werden müßen. Es war Alles |3| so gut im Zug, Sänger u. Publicum. Die 1ste Aufführung nicht gesehen zu haben, laßen Sie Sich nicht leid thun; sie war gänzlich verunglückt. Erst in der dritten kam das Werk zu lebendigerer Wirkung.
Sonst konnte ich leider in der letzten Zeit nur wenig arbeiten. Die langweiligsten Correcturarbeiten mußten beseitigt werden; es blieb mir nur wenig Zeit. Doch ist ein Heft Gesänge (Texte von W. v. d. Neun) erschienen, die Sie Sich gelegentlich einmal ansehen wollen.
Mit Freuden denken wir noch der Hamburger Tage; Vergeßen Sie nicht die Bekannten alle zu grüßen, Hafner, Grädener, Boie, Goldschmidt – und seien Sie es mit Ihrer Frau selbst am herzlichsten.
Der Ihrige
R. Schumann.
Dresden, d. 22sten August 1850.
Lieber Herr Avé, nehmen Sie auch meinen herzlichsten Glückwunsch! unendlich freute ich mich, daß es doch wirklich ein Knabe ist, der nun den geliebten Namen Robert tragen kann!
Mögen Sie Sich Beide recht an seinem Gedeihen erfreuen, und bei Nennung seines Namens auch zuweilen meiner in Liebe gedenken.
Ihre Cl. Sch.
|4| Sr. Wohlgeboren
Herrn Th. Avè Lallemant
in
Hamburg.
d. G.
durch Schuberth&Comp
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