23.01.2024

Briefe



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ID: 23112
Geschrieben am: Montag 15.04.1867
 

London, den 15. April 1867.
Lieber Johannes,
heute kann ich Dir mitteilen, daß ich nun endlich hier fertig bin, aber die letzte Zeit so gehetzt war, daß ich Dir, was ich so gern getan hätte, nicht schreiben konnte.
Vorgestern gab ich mein zweites Rezital, und morgen geht’s von hier nach Brüssel, dort will ich Kufferaths auf zwei Tage besuchen, dann für die Feiertage nach Düsseldorf. Was dann mit mir wird, weiß ich noch nicht. Ich will ’mal einen Homöopathen konsultieren, denn mein Leiden, das ich nachts am schlimmsten empfinde, und deshalb gar nicht mehr schlafen kann, wird immer heftiger, und ich sehe ein, daß ich es nicht hängen lassen darf. Möglicherweise muß ich nun doch nach Karlsbad, was mir freilich schrecklich wäre, denn ich möchte am liebsten gleich nach Baden.
Ich habe die ganze Zeit her immer auf das versprochene zweite Konzert-Programm von Dir gehofft. Das erste war ja herrlich, und daß es so schön ausgefallen, mir eine rechte Herzensfreude. Noch mehr wäre es mir diese gewesen, hätte ich mit zuhören können. Wie ist es nun mit dem 2. Konzert geworden? Und haben Dir die Konzerte auch hübsch Geld gebracht? Das schriebst Du mir gar nicht. Ich war leider mit dem pekuniären Erfolg bei aller großen Anstrengung nicht so zufrieden wie vorigen Winter in Wien, jedoch hier hat man es eben sicher, dort unsicher.
Ich bin sehr gespannt, von Dir zu hören, was Du vornimmst? Zu dem Züricher Musikfest bist Du sicherlich eingeladen? Gehst du schon vorher dorthin? Spielst Du bei dem Fest? Joachim mit Frau haben angenommen. Daß ich da nicht mit dabei sein kann, ist mir hart.
. . . . Du kannst Dir denken, daß wir heute noch in furchtbarer Arbeit stecken – es war mir aber gemütlicher, wenn Du wüßtest, daß ich nicht mehr hier bin, und dann – ich möchte gern auf eine Feiertagsfreude in Düsseldorf hoffen können – Du weißt, lieber Freund, was ich meine, und so sei mir noch in aller Liebe gegrüßt von Deiner
Clara.
Marie will durchaus, daß ich Dir mitteile, daß ich so glänzend von hier geschieden. Nun, es ist wahr und erfreulich.

  Absender: Schumann, Clara, geb Wieck, Clara (3179)
  Absendeort: London
  Empfänger: Brahms, Johannes (246)
Empfangsort: Wien
  Schumann-Briefedition: Serie: II / Band: 3
Briefwechsel Robert und Clara Schumanns mit Johannes Brahms und seinen Eltern / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Thomas Synofzik / Dohr / Erschienen: 2022
ISBN: 978-3-86846-014-8
1061ff.

  Standort/Quelle:*)
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 



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