23.01.2024

Briefe



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ID: 23123
Geschrieben am: Donnerstag 02.07.1868
 

2ter Juli 68.
Liebe Clara,
Ich will gleich eine Zeile schreiben, damit Du weißt daß ich die Papiere bekommen habe. Und nicht blos für das sorgliche Aufheben habe ich Dir zu danken, mir scheint, oder natürlich: Du hast aber für ihre Vermehrung liebreich gesorgt.
Recht von Herzen danke ich Dir, sogar etwas peinlich ist es mir jetzt daß Du so lange die Sachen aufbewahrt, da ich weiß wie viel ängstlicher & vorsichtiger als ich, Du bist.
Obwohl ich nicht hoffen kann Dich gläubig zu finden behaupte ich doch: nicht zu renommiren u. Dir gegenüber nie zu lügen.
|2| Andern gegenüber komme ich freilich allmählig so weit auf meine Wahrhaftigkeit nicht mehr schwören zu können – doch ich glaube, eigentlich nehme ich mir mehr vor es zu machen wie sie.
So lag also m. Geld in Wien stets in m. Notenschrank; <jetzt> einige Österr. Papiere ließ ich einem Freund, Uebriges, u. recht viel, liegt in Hamburg zwischen Noten u. weiß m. Vater auch das Päckchen für alle Fälle.
Freilich möchte ich doch wohl einmal besser sorgen u. werde mich nächstens entschließen – einstweilen will ich nur nicht gelogen haben.
Aber grade deshalb weiß ich Dein<e> Opfer, so etwas aufzubewahren, zu schätzen u. weiß wieviel Dank ich Dir schuldig bin.
M. Addreße ist:
Kessenicher Weg Nr. 6.
(sie steht aber auf Deinem vorigen Brief?!)
|3| Ich bitte sehr Du mögest mir erlauben die 6 Bilder ohne Rechnung zu schicken. Ich hätte sie gleich, für alle Kinder eben, mit geschickt, wollte aber erst hören ob es Dir gefiele.
Den Schlüssel zum Koffer kann ich nicht schicken da ich hier nur die nöthigen habe – ihn aber außerdem ja nicht kennen würde.
Ist der Koffer denn voll u. ist z. B. eine braune Brieftasche, die ich von Dir habe, darin?
Wenn ich gewußt hätte daß Du so viel Tage länger in Baden bist, so wäre ich für ein paar Tage gar gern gekommen.
Du weißst das [sic] hier nächstens das 50jähr. Universitäts-Jubiläum ist, Hiller soll auch Doktor werden! Das ist denn immer eine Ehre die man sich kann gefallen lassen, besser als Orden u. Adel.
|4| Ich soll in Hbg. Anfang Winter m. Requiem aufführen, auch in Basel.
Hoffentlich verdoppelt mir das Aufführen bald m. Honorar (110 Nap.) sonst habe ich grade nicht viel Lust mir m. Trauermusik oft vormachen zu lassen.
Für Heute aber Addio.
Lebe recht wohl u. möge die schöne Gebirgs-Luft Dich recht erfrischen.
Herzlich
Dein
Johannes.

  Absender: Brahms, Johannes (246)
  Absendeort: Bonn
  Empfänger: Schumann, Clara, geb Wieck, Clara (3179)
Empfangsort: St. Moritz
  Schumann-Briefedition: Serie: II / Band: 3
Briefwechsel Robert und Clara Schumanns mit Johannes Brahms und seinen Eltern / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Thomas Synofzik / Dohr / Erschienen: 2022
ISBN: 978-3-86846-014-8
1104-1108

  Standort/Quelle:*) D-B: Mus. Nachl. K. Schumann 7,144
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 



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