23.01.2024

Briefe



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ID: 23152
Geschrieben am: Samstag 04.11.1876
 

Hamburg, den 4. November 1876.
Liebster Johannes,
mit all meinen Gedanken bin ich heute bei Dir, mögest Du so recht befriedigt sein, denn das ist doch die Hauptsache!
Hab’ Dank für Deine schnelle Antwort, die mich in etwas doch beruhigt. Was Dein Benefiz betrifft, so war mir nur die Fassung „mäßige Abfindung“ so unangenehm, und dann müßte doch das Honorar festgesetzt sein. Was willst Du tun, wenn sie Dir 50 geben? Sei nicht bös, wenn ich Dich damit beunruhige, aber es machte mir nun einmal Sorge, ich kenne die Leute dort. –
Nun wieder zur Symphonie. Bitte, laß sie nicht in dem Konzert in Leipzig aufführen, wo ich spiele, das regt mich zu sehr auf, und ich brauche alle nur mögliche Ruhe von außen her. Also, bitte, laß sie für ein Konzert im Januar – ich komme dann lieber von Berlin dazu und genieße dann so recht ungetrübt. Auch zwischen Weihnachten und Neujahr könnte ich ganz gut. Eben fällt mir ein, wenn die Symphonie in dem Konzert am 7. Dezember wäre, dann bliebe ich gleich dazu da, ich habe am 2. oder 3. Quartett, also dann noch 4 Tage zu warten. Sage mir bald ein Wort, vor allem über heute! Ich gehe morgen nach Bremen, spreche noch ’mal mit Reinthaler und schreibe Dir dann, was er gegen Deine Annahme in Düsseldorf hat?
Es ist mir gestern hier sehr gut gegangen, aber das Quartett von Bargheer mußte aufgeschoben werden. Während wir probierten, kam ein Telegramm, daß Bargheers Frau hoffnungslos darniederliege; er wollte das Quartett nicht aufgeben, weil er mich zur Mitwirkung hatte und davon sich großen Nutzen versprach. Ich fand, er mußte zu seiner Frau, und so versprach ich ihm zum 22., wo er das 2. Quartett angesetzt hatte, wiederzukommen – das ist nun wohl ein großes Opfer für mich, aber ich glaube doch, es war das richtige. Bei der ganzen Sache konnte man aber sehen, wie viel wichtiger ihm seine Stellung hier ist als seine Frau.
Nun, für heute Adieu.
Alles Gute für Dich!
Deine alte
Clara.
Grüße alle die Gäste von mir – ach, die sind ja dann längst wieder fort!

[Umschlag]
Herrn
Johannes Brahms.
in
Mannheim. (Baden)
Abzugeben bei dem Herrn Kapellmeister E. Frank.

  Absender: Schumann, Clara, geb Wieck, Clara (3179)
  Absendeort: Hamburg
  Empfänger: Brahms, Johannes (246)
Empfangsort: Mannheim
  Schumann-Briefedition: Serie: II / Band: 3
Briefwechsel Robert und Clara Schumanns mit Johannes Brahms und seinen Eltern / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Thomas Synofzik / Dohr / Erschienen: 2022
ISBN: 978-3-86846-014-8
1338ff.

  Standort/Quelle:*) Umschlag: A-Wst: 55746,46b
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 



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