Berlin d. 5 Mai 1877.
Liebster Johannes
Jetzt ist ja nun ’mal wieder der schöne Festtag da, den wir nur leider nie mehr zusammen feyern! und wie wäre es diesmal nett, wärest Du hier, wo Herzogenbergs da sind! –
Nun, es kann nicht sein, und so muß ich meine Wünsche |2| wieder dem Papier vertrauen. Wir haben übrigens Deinen Geburtstag gestern schon gefeyert, d. h. die Freude an Deinem Dasein! wir haben geschwelgt in den Liedern. Sonderbar haben wir uns in einigen Aussetzungen begegnet, in den meisten die ich Dir neulich schrieb – ich habe sie nur etwas muthiger ausgesprochen.
Morgen kommt erst Spitta von einer Reise zurück, |3| und hoffe ich, daß Herz. sich noch ein paar Tage halten lassen; sie sind so sehr gemüthliche, anspruchlose Gäste.
Nach Jahren spielte ich gestern ’mal wieder die 9te für 2 Claviere mit Frau v. H, das war mir ein rechtes Plaisir, oder, besser gesagt, ein Genuß. Sie wird morgen aufgeführt aber – unter Taubert!!!
Herr Mendelssohn |4| kommt morgen zurück – ich spreche dann gleich mit ihm.
Ich höre die lieben Gäste zum Frühstück kommen, muß daher mich begnügen mit diesem kurzen Plauderstündchen.
Leb wohl und lange, der Welt zur Freude, vor allem Denen, die Dich lieben wie
Deine
alte
Clara.
Marie sendet herzlichstes.
Eugenie ist noch nicht zurück, Felix schon in Zürich.
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