23.01.2024

Briefe



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ID: 23263
Geschrieben am: Freitag 13.08.1880
 

Schluderbach, den 13. August 1880.
Lieber Johannes,
fürerst meinen Dank für Deine Ansicht betreffs des Woldemarschen Vorschlags. Da es doch so wichtig ist, daß Du die betreffenden Stellen siehst, so habe ich Härtels gebeten, die zwei von Woldemar revidierten Symphonien nach Ischl an Deine Adresse zu schicken, wo wir dann, wenn ich komme, noch darüber sprechen können. Was mich nun aber heute vor allem veranlaßt, Dir gleich wieder zu schreiben, ist die Schule. Eine Äußerung in Deinem Briefe, die mir Deine Bedenken betreffs derselben verrät, und damit dem meinigen, längst gehegten, begegnet, veranlaßt mich, Dich ernstlich zu bitten, mir Deine ganz offne Meinung zu sagen. Bis jetzt hatte Marie fast allein daran gearbeitet, ich ermutigte sie nicht dazu, weil wir doch eigentlich in diesen Sachen mehr Laien sind, unser Leben nicht mit solchen Studien zugebracht haben, und ich Zweifel hegte, ob wir dies korrekt und logisch genug würden herstellen können. Marie ging aber mit größtem Interesse daran, nicht des Honorars halber, sondern der Sache halber, sie glaubte solch einen Auszug für die Schüler von größtem Nutzen. Hast Du nun aber Zweifel, daß wir die Arbeit ganz vollkommen gut machen können, so sag’ es mir unumwunden, denn täten wir einen Fehlgriff damit, so könnte uns kein Honorar dafür entschädigen. Ich habe Marien von vornherein gesagt, daß ich mich an der Arbeit nur wenig beteiligen könnte. Ich hätte Dich nicht noch ’mal damit belästigt und es gelassen, bis wir uns sprechen, aber Kranz drängt um Antwort, und daher muß ich noch ’mal meine Zuflucht zu Dir nehmen. Also, bitte, offen, hier spricht nichts als die Sache. Gott sei Dank brauchen wir diese Einnahme ja nicht.
Manches in Deinem Briefe verspare ich mir zu beantworten bis auf mündlich. Nun möchte ich aber Dir sagen, daß wir kaum vor Ende August nach Ischl kommen könnten, und, hättest Du etwa Herzogenbergs versprochen, sie in Berchtesgaden zu besuchen, so fändest Du diese ja nur bis 4. September? – Wolltest Du darum früher nach B., so geniere Dich doch ja nicht, wir sehen Dich alsdann dort. Aber schreibe es mir, wenn Du Ischl verläßt. Ich bleibe wohl noch bis 20. hier. Es geht mir viel besser.
Deine
alte Clara.

  Absender: Schumann, Clara, geb Wieck, Clara (3179)
  Absendeort: Schluderbach
  Empfänger: Brahms, Johannes (246)
Empfangsort: Ischl
  Schumann-Briefedition: Serie: II / Band: 3
Briefwechsel Robert und Clara Schumanns mit Johannes Brahms und seinen Eltern / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Thomas Synofzik / Dohr / Erschienen: 2022
ISBN: 978-3-86846-014-8
1588f.

  Standort/Quelle:*)
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 

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