Frankfurt, 21. Febr. 85.
Lieber Johannes,
leider ist es nur zu wahr, was Du gehört hast. Die Diebe scheinen die ganze Nacht hier unten im Eßzimmer und den anderen gehaust zu haben. Wir vermuthen, daß sie durch den Garten kamen und mit Dietrichen die Schlösser öffneten. Mit größter Geschicklichkeit haben sie dies gethan ohne die Schlösser zu verletzen. Es müssen Fachdiebe gewesen sein, denn sie haben das Silber und Gold mit genauester Kenntniß vom Neusilber sondirt, natürlich ist Alles fort, dabei auch mein schönes Leipziger Geschenk. Die schönen Crystallflaschen haben sie im Garten hinten an der Mauer zerschlagen um nur das Silber und Gold daran mitzunehmen.
Du hast sehr recht anzunehmen, daß, wenngleich der Schaden groß ist, das Gefühl der Unsicherheit und des Mißtrauens noch viel trauriger ist. Seit Jahren hatte ich schon immer die Befürchtung, wurde aber mit meinen Aengsten immer aufgezogen. Jetzt sinnen wir von Morgens bis Abends wie wir uns am besten schützen können. Wir denken daran einen Mann und einen Hund ins Haus zu nehmen und lassen überall noch besondere Sicherheitsschlösser anbringen. – Die Nachricht, daß auch mein Schmuck gestohlen sei ist falsch. Den hatte ich in meinem Schlafzimmer. – Aber meinen Schreibtisch haben sie erbrochen, fanden glücklicherweise nur wenig Geld darin, ungefähr 150 Mark. Meinen Lorbeerkranz hatte ich im Notenschrank und zufällig lehnte ein Bild davor, so daß sie ihn nicht sahen. –
Bitte lies dieses meinen Freunden in Wien, die danach fragen vor – Fellingers, Franz, Oser; ich kann unmöglich alle Briefe beantworten so viele sind es. Habe Du Dank für Deine herzlichen Zeilen. Gesund sind wir, Gott sei Dank. Unsere Gemüthsstimmung aber kannst Du Dir denken.
Getreu
Deine
Clara.
Mein Arm ist doch im ganzen besser.
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