Ostende d. 21 Aug 1854
Nur einige Zeilen, meine liebe Mila, denn das Schreiben ist mir eigentlich untersagt. Ich bin hier im Seebade, und zwar mit Henriette hierher gereist, die aber vor wenig Tagen nach England zurück gekehrt ist. Ich soll hier das Seebad gebrauchen, da meine Nerven so sehr angegriffen sind. Nach München würde ich also jetzt in keinem Falle gegangen sein, und kann auch jetzt noch gar nichts für später bestimmen, da ich alle Pläne darnach richte, wie es meinem theueren Robert geht. Seine Besserung schreitet sehr vorwärts; er hat mir neulich zwei Mal Blumen geschickt, meinen Namen jedoch noch nicht ausgesprochen, sowie er auch noch Niemanden gesprochen hat. Er geht oft nach Bonn spatzieren und besucht häufig die Orte, wo er viel mit mir war, doch Unterhaltung mit Freunden ect. soll er erst selbst dringend verlangen – die Aerzte haben das Princip, Alles müsse aus Ihm heraus kommen; Mehrere meiner Freunde haben Ihn heimlich in Endenich belauscht, und können mir nicht genug erzählen, |2| wie wohl und frisch er aussieht, auch der Arzt schreibt mir dieß immer, und hat mir endlich neulich selbst die sichere Hoffnung auf seine Genesung gegeben, nur, meint er, gehe es Schritt für Schritt. Du kannst Dir wohl denken, daß ich nur in dieser Hoffnung neuen Muth und Krafft, die Trennung möglichst ruhig zu tragen, finde.
Sobald wie ich mich mit München entschlossen, schreibe ich Dir wieder! – Ich darf heute nicht mehr, wollte Dich jedoch nicht gern ganz ohne Nachricht lassen.
Für Euer freundliches Anerbieten, bei Euch zu wohnen, danke ich Euch herzlich – mit Freude nehme ich es an, wenn der Himmel es will, daß ich allein kommen <will> muß!
Seyd Alle recht schön gegrüßt, und Du, liebste Emilie, umarmt
von
Deiner
alten
Clara.
|3| NB. Ich muß Dir unfrankirt schreiben, es ist sonst zu unsicher.
In nächster Zeit denke ich in keinem Falle nach München zu gehen! – Ich bleibe hier vielleicht bis zum 6 Septbr. dann aber bis Anfang November in Düsseldorf. Später dachte ich dann nach Berlin, Leipzig u Hamburg zu gehen. Ich glaube nicht, daß mit München überhaupt etwas wird. Danke aber Lachner gelegentlich in meinem Namen für seine freundlichen Bemühungen! –
Addio nochmals! –
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