23.01.2024

Briefe



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ID: 25221
Geschrieben am: Sonntag 17.01.1858
 

Stuttgart d. 17 Jan. 1858.
Liebste Mila,
Deinen Brief mit Inlage fand ich hier vor, und danke Dir sehr.
Ich habe eine furchtbar anstrengende Woche verlebt, denke Dir, Montag in Fürth, Dienstag in Nürnberg, Mittwoch in Erlangen, Donnerstag nach Frankfurth, Freitag noch 4 Stunden nach Karlsruhe, Abends Concert, Sonnabend (gestern) wieder 5 Stunden hierher zurück, um 2 Uhr noch Probe zum Quintett und Abends Concert, wo ich am besten auf der ganzen Reise gespielt. Kannst Du das begreifen? |2| ich kann es nur der Inspiration zuschreiben, die mir durch die Musik kömmt!
Nürnberg und seine Umgebungen hat mir blutwenig eingetragen – nicht viel über die Reise und Aufenthaltskosten, das Concert in Karlsruhe war leidlich, ich hatte 100 rh übrig, und gestern hier war es für die Umstände gut, ich werde 150 rh haben. Doch schaden die Banquerotte und des König’s Krankheit, und die allgemeine Grippe dazu, viel. Ich werde wohl noch ein Concert geben, denn der Enthusiasmus war groß, das Publikum animirte mich außerordentlich, die Menschen |3| sind prächtig herzlich, das Clavier schön, etwas schwer, Alles da, nur kein Geld! was ein Götterleben wäre es könnten wir von der Luft leben, da ließe es sich erst einmal musicieren! –
Von Tübingen hatte ich Aufforderung, auch von Heilbronn, nur wollen sie überall so wenig geben; wenn ich 100 rh verlange, finden sie es schon zu viel, es ist jämmerlich! –
Nun, liebe Mila, habe ich noch eine Anfrage an Dich. Nettchen erwartet eine Nachricht vom Hause, nach welcher sie sich entscheiden wird, |4| ob sie noch länger bei mir bleibt oder nicht. Das ist mir sehr fatal! könntest Du aber die Reise in die Schweiz mit mir machen, so wäre ich sehr froh. Schreibe mir, ob daran zu denken wäre? und schreibe es mir sobald Du kannst. Es entscheidet sich auch nach meinen sonstigen Plänen, ob sie mitgeht oder nicht, ob sich mein Aufenthalt noch in Deutschland in die Länge zieht, oder nicht.
Und nun Adieu! meine Adresse bleibt jetzt hier.
1 000 Grüße an Alle!
Deine
getreue
Clara.

  Absender: Schumann, Clara, geb Wieck, Clara (3179)
  Absendeort: Stuttgart
  Empfänger: List, Emilie (962)
Empfangsort: München
  Schumann-Briefedition: Serie: II / Band: 8
Briefwechsel Robert und Clara Schumanns mit der Familie List und anderen Münchner Korrespondenten / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Ekaterina Smyka / Dohr / Erschienen: 2022
ISBN: 978-3-86846-019-3
350f.

  Standort/Quelle:*)
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 



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