23.01.2024

Briefe



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ID: 25910
Geschrieben am: Sonntag 16.05.1875
 

Du bist so ein goldener Kerl, daß ich gar nicht weiß wie ich Dir danken soll, die Handschuhe kommen mehr als zurecht, denn ich hatte ganz darauf vergeßen und hätte heute außer dem Kleide auch noch Handschuhe borgen müßen. Das kommt daher, daß ich trotz Rhein, liebeswürdiger Gastfreunde, schönem Wetter u.s.w. in der fatalsten Stimmung bin die ich je vor einem Concert hatte. Gestern 2 Uhr sollte die erste und letzte Orchesterprobe beginnen, begann aber um 3 Uhr und weil die Kirche nicht zu beleuchten ist so nahm der Musikdirektor Fliethner alle Tempis rasch, denn, sagte er, wir haben keine Zeit für langsame Tempis, denke Dir ein Orchester gestern erst zusammengereist mit unglaublich falschen Blasinstrumenten und so eine Generalprobe, das kann doch unmöglich eine anständige Aufführung des Messias werden und ist man vor keinem Unfalle sicher wenn es heute sieben Uhr ist und ich nicht irgend ein Unglück verzeichne so bin ich ein Glückspilz. Das Soloquartett ist von der feinsten Sorte, der Tenor ein entsetzlicher Sänger hat aber die große Gefälligkeit jedem seiner Collegen die Einsätze zu markiren dafür aber seine eigenen zu übergehen. Kurz es ist das reinste Handwerk und höchst unerquicklich.

  Absender: Fillunger, Marie (2260)
  Absendeort: Schaffhausen
  Empfänger: Schumann, Eugenie (1440)
  Empfangsort:

  Standort/Quelle:*) A-Wn,s.979/1-10
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 



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