Briefe

Rückwärts

	

	
	 	

	
	ID:
	25915
	 
	
	
	 Geschrieben am: 	
	Samstag 12.06.1875 

	
  
	
			
				 Deinen Brief habe ich erhalten und den Auftrag Deiner Mama, sofort ausgeführt, gleichzeitig mit diesen Zeilen geht der kleine Stuhl an Mama ab. Der Schlüßel der Wohnung wurde mir sofort ausgeliefert, ich fand dort Alles in Ordnung und weil recht schlecht Luft im Vorhause war so band ich die Thür der Badestube an dem Stiegengeländer fest, somit haben alle die Räume frische Luft, welche Aenderung, in Deinen Anordnungen hier, ich kühn auf eigene Verantwortung machte, nicht wahr das durfte ich schon? Die Bänder an dem kleinen Stuhl sind beinahe abgerißen ich werde welche sticken und Dir senden, du darfst sie dann nur annähen, willst Du?

Dein lieber Brief enthält sonst noch eine Menge Punkte die sich recht sehr beantworten laßen, ich eile nur heute vor meiner Singstunde noch zur Post zu gelangen und kann mich nicht ausbreiten und in alle Ruhe die durch Deine Zeilen erregten Empfindungen reflectiren das bleibt eine angenehme Beschäftigung für den nächsten Brief.

Es geht mir sehr gut, die Stimme ist sehr folgsam. Heute fing ich meine Spaziergänge wieder an und zwar auch nach dem kalten Bade ich habe zum höheren Schmucke für mein Zimmer einen großen Waschzuber da stehen, leite vermittelst Schlauch meine Quelle dahinein und habe so das gehörige Quantum Naß um mich zu erfrischen Punkt ½ 7 treffe ich an der Hausthür mit Liebchen und Sidney Fox zusammen, dann geht’s nach Bellevue, da wird ein Glas Milch getrunken und um ½ 8 sitzen wir an Frühstück, heute ging es streng nach diesem Programm und hoffentlich bleibt es dabei, es ist nicht das bummeln wie wir zwei es besorgten, sondern ein milder Geschäftsschritt, heute war es mir ganz melancholisch in dieser Gesellschaft den Morgenspaziergang zu machen. Auf diese Art hoffe ich aber das Leben hier beßer zu ertragen und habe die Auslagen an Geld und Zeit mit dem Bade nicht.


				
				
	
	
		
	

			 
		
	Absender: 
			 Fillunger, Marie (2260)	
		
	

		   	Absendeort: 
	 Berlin
	

			 
		Empfänger: 
	
			 Schumann, Eugenie (1440)	
	
	

			 
		
	Empfangsort: 
	 

	


	

	
	 
	Standort/Quelle:^*)
	 A-Wn,s.979/2-4
	
	
	 
	
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla


ID:	25915
Geschrieben am:	Samstag 12.06.1875	Deinen Brief habe ich erhalten und den Auftrag Deiner Mama, sofort ausgeführt, gleichzeitig mit diesen Zeilen geht der kleine Stuhl an Mama ab. Der Schlüßel der Wohnung wurde mir sofort ausgeliefert, ich fand dort Alles in Ordnung und weil recht schlecht Luft im Vorhause war so band ich die Thür der Badestube an dem Stiegengeländer fest, somit haben alle die Räume frische Luft, welche Aenderung, in Deinen Anordnungen hier, ich kühn auf eigene Verantwortung machte, nicht wahr das durfte ich schon? Die Bänder an dem kleinen Stuhl sind beinahe abgerißen ich werde welche sticken und Dir senden, du darfst sie dann nur annähen, willst Du? Dein lieber Brief enthält sonst noch eine Menge Punkte die sich recht sehr beantworten laßen, ich eile nur heute vor meiner Singstunde noch zur Post zu gelangen und kann mich nicht ausbreiten und in alle Ruhe die durch Deine Zeilen erregten Empfindungen reflectiren das bleibt eine angenehme Beschäftigung für den nächsten Brief. Es geht mir sehr gut, die Stimme ist sehr folgsam. Heute fing ich meine Spaziergänge wieder an und zwar auch nach dem kalten Bade ich habe zum höheren Schmucke für mein Zimmer einen großen Waschzuber da stehen, leite vermittelst Schlauch meine Quelle dahinein und habe so das gehörige Quantum Naß um mich zu erfrischen Punkt ½ 7 treffe ich an der Hausthür mit Liebchen und Sidney Fox zusammen, dann geht’s nach Bellevue, da wird ein Glas Milch getrunken und um ½ 8 sitzen wir an Frühstück, heute ging es streng nach diesem Programm und hoffentlich bleibt es dabei, es ist nicht das bummeln wie wir zwei es besorgten, sondern ein milder Geschäftsschritt, heute war es mir ganz melancholisch in dieser Gesellschaft den Morgenspaziergang zu machen. Auf diese Art hoffe ich aber das Leben hier beßer zu ertragen und habe die Auslagen an Geld und Zeit mit dem Bade nicht.
Absender:	Fillunger, Marie (2260)
Absendeort:	Berlin
Empfänger:	Schumann, Eugenie (1440)
Empfangsort:


Standort/Quelle:^*)	A-Wn,s.979/2-4
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla