Briefe
ID: | 25922 | ||||
Geschrieben am: | Mittwoch 23.06.1875 |
Ich träume jede Nacht so lebhaft von Dir, daß ich am Morgen Traum von Wirklichkeit lange nicht unterscheiden kann, ich komme überhaupt wenig zur Besinnung, denn abgesehen von der fabelhaften Hitze, habe ich so viel zu ordnen und zu thuen daß mir der Kopf brummt, ich denke nur zwei Dinge mit Gewißheit – Dich in Kiel und mich zu Hause. (…) Ich hatte Singstunde, „Paulus“, eine sehr gute Stunde d.h. streng! er erwähnt kein Wort von meiner Abreise, ich werde in der nächsten Stunde den „Paulus“ beenden Sonntag meinen Abschiedsbesuch machen und Montag Abends reisen und so meine Leute überraschen. So fliehe ich eigentlich von Berlin und macht mir dies einen unangenehmen Eindruck, eine fatale Erinnerung, das wird sich hoffentlich wieder geben. (…) Den größten Theil meiner Musikalien lasse ich hier, nehme nur wenig mit ausser Garcia, ich denke bis zum 3t Juli in Wien zu sein und dann in Steyr Luft zu schnappen worauf ich mich königlich freue. Du deutest nicht an in Deinen Briefen wie lange Kiel Deine Residenz bleibt – 14 Tage bist Du nun da, Mama noch länger, mit Seebad u.s.w. ist es wohl sehr gut da? Daß ich gerade die entgegengesetzte Richtung einschlagen muß, bei Seebädern und Spaziergängen wäre ich gewiß zu brauchen, mein höchster Wunsch wäre, mit Dir an einem schönen Ort leben zu können und in Wald und Feld herumzustreichen bei Tag und Nacht. (…) |
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Absender: | Fillunger, Marie (2260) | ||||
Absendeort: | Berlin | ||||
Empfänger: | Schumann, Eugenie (1440) | ||||
Empfangsort: | |||||
Standort/Quelle:*) | A-Wn,s.979/2-10 | ||||
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla |
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