23.01.2024

Briefe



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ID: 25996
Geschrieben am: Samstag 03.03.1877
 

Die Wolter war umsomehr zu bewundern da sie selbst im Spiel gestört wurde von dem pöbelhaften Publikum welches immer über Theseus lachte. Es war also am sichersten in den Monologen für sie und mich. Sie war großartig, besonders fiel mir auf wie gut sie sich im griechischen Costüme bewegt die Andern kämpften immer mit den nackten Armen und mit der Toga, bei ihr fiel erst gar keine Bewegung als solche auf es war classische Ruhe und Runde darin. Wie wahr und warm sie nun die „Phädra“ durchführt brauch ich Dir nicht erst zu sagen, alle Phasen der Leidenschaft entwickelt sie so klar eine aus der anderen, docirte aber nicht wie Ludwig den Hamlet, es ging in ihr vor und man konnte es mitfühlen. Wenn ich mich nur nicht so maßlos geärgert hätte über den Pöbel das Herausrufen in der Tragödie ist mir schrecklich und sie machten sich das Vergnügen in der Scene bei offener Bühne. Es bleibt immer sehr mißlich wenn ein derartige Leistung keine entsprechende Umgebung hat und mich stört es sehr empfindlich.

  Absender: Fillunger, Marie (2260)
  Absendeort: Berlin
  Empfänger: Schumann, Eugenie (1440)
  Empfangsort:

  Standort/Quelle:*) A-Wn, s.: 979/9-9
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 



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