6.4.1877, Amsterdam
Als mir der alte grämliche Verhulst heute Deinen Brief gab mußte ich ihm so freundlich zulächeln als wäre er mein liebster Freund. o wie schrecklich die vielen zerstreuten Tage in denen ich nur auf Momente zu Dir flüchte mit meinen Gedanken, nur wenn ich im Bette liege bin ich bei Dir und meine Sehnsucht ist dann unendlich, damit schlafe ich ein denn müde bin ich und wie ein weinendes Kind schnell einschläft so erhält mich auch die Sehnsucht nicht wach, sondern versetzt mich in ein Gewirr von Träumen in dem Du vielfach erscheinst. Und Du nennst mich treulos Du Esi, aber ungeduldig ja das bin ich, ich gehe noch durch und reise zu Dir. (...)
Weißt Du Genchen daß ich Dir im wunderschönen Monat Mai entgegenreise! O ich freue mich namenlos darauf. Ich gehe nach Leipzig und komme Dir von da entgegen, so habe ich beschloßen gieb mir genaue Daten damit ich Dich nicht verfehle. Genchen lange währt es ja nicht mehr es muß bald der Mai kommen und eben leuchtete ein Blitz, bedenke ein Blitz in Holland, da ist der Winter zu Ende.
Lebwohl ich muß in die Proben. Verhulst ist nicht gröber mit mir als sonst oder als mit anderen. (...) Lebwohl Du tapferer Bergsteiger, mein Riesengenchen nur so fort, aber komm bald zu Deinem Fillu
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