17.4.1877, Berlin
Endlich wieder ein Brief von Dir, o wie ungeduldig werde ich jetzt, Marie hole ich morgen Früh am Anhalterbahnhofe ab. Mama kommt Abends, aber Du! Auch kann ich von keinem guten Wetter schreiben, es ist eiskalt und Marie hat sich von Baden aus Feuer in die Schlaf und Eßstube bestellt, also muß es da auch kalt sein. Deine Kleider besorge ich morgen. Deine Bergtouren freuen mich riesig, werde mir aber nicht zu mager mein Katzi, sonst stoße ich mich an Dir. hast Du keine Abentheuer mit wilden Thieren gehabt auf diesen Touren? Quäle Dich nicht wegen Felix, wenn er nur woler ist so kommt er schon durch. Junge Männer habens immer leicht.
Ich studiere viel und bin mit meiner Stimme zufrieden nur ein paar Tage Ostwind wie wir sie eben hatten ist dem Halse fatal. Ich bin nur an Mozartischen Arien immerzu. Bei Frau Joachim habe ich seit ich zurück, noch nicht gesungen, sie ist nicht sehr mobil mehr und ich will sie natürlich nicht quälen. Mein Genchen ich habe solche Sehnsucht nach Dir, ein solches Liebebedürfnis, solchen Durst nach Deinen Küßen, Du hast viel nachzuholen bereite Dich erst darauf vor. (...) Deine Kommissionen nehmen den größten Raum Deiner Briefe ein, sonst sind sie mir sehr recht. Könnte ich nur mit der
Kiste kommen. Ich fürchte mich ordentlich vor Marie morgen, ich weiß nicht warum, aber ich habe ein unbehagliches Gefühl, wärend ich mich unendlich auf Mama freue. Ferdinands werden nicht schlecht pickirt sein auf mich ich war nicht da seit Schweiz und Holland. Deine Blumen sind sehr schön ich werde sie auch in Pflege behalten bis Du kommst, ich habe die Blumenkörbe umgesetzt,
die guten Pflanzen in eigene Töpfe und damit Deinen Blumentisch belebt. Alles grün und frisch.
Gute Nacht mein Genchen, ist es Dein Ernst mit den drei Wochen?
Oh wie schön, ein Ende zu sehen.
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