23.01.2024

Briefe



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ID: 26022
Geschrieben am: Montag 16.07.1877
 

16.7.1877, Wien
Nun zur Beantwortung Deiner Fragen mein Katzi, Du hast mir ja in dieser Richtung Vorwürfe gemacht. Ob ich es egoistisch von Dir finde wenn Du Rechte auf mich geltend machst? ich würde mich im Gegentheile vernachlässigt fühlen, auch ich kann den Gedanken nicht faßen Dich auch nur ein bischen um andrer Menschen willen zu laßen, und so mein Genchen bin ich sehr feuersicher denn
bis eine Liebe wie die zu Dir überboten wäre müßte viel geschehen. Ich fürchte fast wir haben uns darin beide sehr verwöhnt, denn die idealsten Schilderungen die glänzendsten Dichtungen genügen mir gerade mir das Bewußtsein Deiner und meiner Liebe zu beleuchten. Wie kommen sie mir alle armselig vor die s.g. glücklichen Menschen ich fühle mich viel reicher darin. Du fragst wie Fr.
G.<omperz> singt, wir könnten ihr beide recht gute Singstunden geben, aber sie hat Temperament und Blut im Gesang. Sie ist sehr glücklich mit ihrem Manne, dies Gerücht ist nur die billige Version, daß hervorragende Künstlerinnen von einem reichen Mann gekauft sein müßen. Unsinn, sie ist bedeutender als er, aber er ist liebenswürdig und herzensgut. Correspondiren werden wir wol, sie sagte zu mir in Böhmisch-Deutsch: Mir kennen sich schreiben. Noch hat sie mir aber nicht geschrieben nach meinem Brief, ich bin neugierig zu sehen wie sie schreibt.

  Absender: Fillunger, Marie (2260)
  Absendeort: Wien
  Empfänger: Schumann, Eugenie (1440)
  Empfangsort:

  Standort/Quelle:*) A-Wn, s.: 979/11-11
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 



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