14.2.1887, Stuttgart
Jetzt bist Du ganz allein und bist gewiß in keiner sehr behaglichen Stimmung, ich muß sagen ich bin es auch nicht und sinne immer nach wie ich die auf die Spitze getriebenen Zustände jetzt weiter führen soll. Du kannst mir da auch nicht helfen und ich weiß noch nicht wo aus und wo ein. Ich denke ich schreibe an Mama, sobald ich wieder in Frankfurt bin, aber wie ich das machen soll weiß ich auch nicht. Auf keinen Fall kann ich heute und morgen hier etwas beschließen, schreibe mir also was Du darüber denkst, denn wenn ich die Sache unausgesprochen laße bis Mama zurückkommt so komme ich lange nicht in's gute Geleise zurück und meine Empfindlichkeit steigert sich dann nur noch mehr. Du hast doch keine Ahnung wie tief es bei mir sitzt und quälend mir der augenblickliche Zustand ist. Es ist die Filoxera an den Wurzeln meines Lebens, vor zwei Jahren fing es in anderer Form an und jetzt ist es wieder ein gut Stück weiter gediehen und viel näher am Hauptstrang. Doch laßen wir die Quälerei ich bin hier sehr gut aufgehoben und sehr freundlich aufgenommen Mit Klengel habe ich noch gar nichts gethan ich sehe ihn wol jetzt gleich in der Probe. »Die Zauberflöte« gestern war miserabel, jeder sang für sich falsch mit einziger Ausnahme des Papageno Hromada.
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