28.1.1889, London
Das Programm ist also auf Deinem Wunsch geändert und zwar: a) »Lachen und Weinen« b) »Schlummerlied« als erste Nummer. »Nähe des Geliebten« und »Auflösung« als 2te. Man singt hier nie mehr als zwei Lieder. Mit Chappell ist es nun eine viel schwere<re> Geschichte, denn der ist geradezu komisch. Ich war Donnerstag bei ihm und machte Programm mit ihm. Er will »Mondnacht« und »Meine Liebe ist grün« als zweite Nummer aber als erste will er das »Gretchen am Spinnrad« von Schubert, ich ging endlich fort mit der Erlaubniß dies noch überlegen zu dürfen. Er sagte aber immer wieder »ich muß das Stück gesungen haben und Sie sind ein dramatischer Sopran also ist es günstig für Sie« alle meine Einwendungen ließen ihn kühl, ist das nicht komisch. Er will als erste Nummer nur ein größeres Lied und ist mit der »Allmacht« nicht einverstanden. Ich hoffe aber immer noch ihn dazu zu bringen. (...) Mach Dir doch keine Sorgen und Aufregungen um mich, Du kannst mir glauben ich fühle mich so sicher hier und habe solches Vertrauen in dies ganze Unternehmen daß mir stündlich der Muth wächst und ich freue mich nun auf alle meine neue Thätigkeit und Verkehr. Von Liverpool habe ich keine Zeitungsgeschichte gelesen oder gesehen also kann ich Dir nur wiederholen daß ich sehr gut disponirt war, daß die »Zigeunerlieder« sehr gefallen haben, aber keinerlei »da capo« vorkam obwohl wir alle nach Schluß der 11 Lieder zweimal gerufen wurden. Ebenso wurde ich nach der »Allmacht« die sehr schön begleitet war zweimal gerufen. Die Concerte sind so lange daß Wiederholungen gar nicht vorkommen. Mir ist nun das beste Zeichen wenn die Collegen Anerkennung äussern. Shakespeare war in den Saal gegangen um »die Allmacht« zu hören und kam ganz warm und erfreut zu mir. Seine Frau lud mich gleich am nächsten Tag ein. Ebenso kam Henschel sofort hierher als er Miß Little gesprochen hatte und lud uns alle für gestern zu sich, wir konnten aber alle nicht hin.
|