16.4.1889, <Frankfurt>
Es war sehr hübsch in Amsterdam, wir haben mit unseren Quartetten großen Erfolg gehabt und wollen das ganze Concert im Herbste in Amsterdam und anderen Städten wiederholen. Ebenso ging es sehr gut im »Requiem« und ich reiste unmittelbar nach dem Concert mit Röntgen Nimsdyk, Blanckenhagen etc. nach Utrecht, und dort musicirten wir bis 12 Uhr Nachts, ich habe selten so gut
gesungen wie den Abend. Montag früh ließ ich mich aber nicht halten und reiste hierher, ich hatte immer so ein unbestimmtes Gefühl als träfe ich Dich noch hier. Dies war nun nicht der Fall und ich machte mich diesen Morgen gleich an die Arbeit. Wann werde ich meine Geschirr-Kiste wol wieder auspacken? Fr. Hauck hat die Kisten gesandt heute und ich packte also zuerst Porzellan und Glas.
Morgen kommen Bücher und Noten dran. Die Vorhänge sind abgenommen und es sieht öd und leer aus. (...) Von Donnerstag an werde ich so frei sein Dein Schlafzimmer zu benützen, da mein Bett abgeschlagen und weggepackt wird.
Frl. Geisler schickt mir heute einen Ausschnitt aus einer Londoner Zeitung worin von dem Richter Concert die Rede ist und wo es zum Schluße heißt: Mr E. Lloyd is engaged to sing in these Duets (Act I »Tannhäuser«, Acto II u. III Vulkan) and it is probable that his companion in one if not all of them will be that charming dramatic soprano Mlle Fillunger. Mir soll's recht sein ich singe alles, was es nur giebt. Mir wird bei dem Gedanken an England wieder ganz leicht. Brahms hat vielleicht doch Deinen Brief gut aufgefaßt, und er trägt mir Früchte.
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