18.6.1889, <London>
Nun ist es glücklich überstanden, es war ein großer Erfolg und wir wurden dreimal gerufen. Ich war so wohl und so vergnügt und genoß das musiciren mit Richter. 100 Mann Orchester Richter und ich waren wie ein Instrument, er gab mir nach und feuerte mich an, einmal wo die »Walküre-Ritt« kommt, ritt ich ihm davon, er hatte mich aber gleich am Zügel und sofort war wieder alles in
Ordnung. Ich habe jetzt die Kniffe weg die diese Musik braucht und sind sie verhältnißmässig billig. Ich habe mir sechs Textbücher geben laßen und schicke sie an verschiedene Wagner-Vereine z.B. in Amsterdam wo die Musik immer im Concert gemacht wird und hoffe es soll sich noch verwerthen laßen was ich jetzt einmal kann. Die Spies war ganz aufgeregt sie hätte mich gar nicht wiedererkannt und meine Stimme wäre großartig in der Musik. Miß Wild die ich zu meinem Aufpasser gemacht habe, sagte auch ich hätte im Concert am allerbesten und freiesten gesungen und sie wären sicher die »Götterdämmerung« wäre jetzt eine kleine Mühe. Wir fangen gleich heute an, dann Ende der Woche muß ich mit Richter am Klaviere probiren.
Ich bin für die »Götterdämmerung« ganz allein und ist ein guter Theil mehr Arbeit als gestern, liegt aber nicht so tief und der Inhalt ist durchaus edel und heldenhaft. Die Walküre ist in allen Theilen eine sympatische Gestalt und sie ist die einzig anständige von der ganzen Nibellungen-Bande Götter und Helden zusammen genommen. Ich sprach verschiedenen Leute die noch heute entsetzt sind über die Siglinde im Concertsaale. Richter sagte mir immer: wie ist Ihnen nach dem ersten Erfolg mit Wagner, sind Sie nicht froh?
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