23.3.1890 <London>
Gestern gab ich erst meine Stunde und dann ging es fort erst mit Gertrud Joachim und Miss Hope durch den Park zu Fuß und bei den drei Miß Hopes zum Lunch. Wenn man die drei Miß Hope mit samt ihrem Drawingroom auf eine deutsche Bühne brächte so hätte man einen sicheren Erfolg. Aesthetisch gekleidet, unerhörter Luxus aber alles eigen komisch die Jüngste etwa 42 Jahre im Kate Greenaway Costüm mit einer Kette von rohem Bernstein um den Hals, unförmliche Stücke als hätte sie sie eben aufgelesen, ein Bilbouquet aus rother Cellulose in der Hand und gewiße weiche schmiegsame Kinder Bewegungen. Es ist aber leicht mit solchen Menschen fertig zu werden, sie sind durch und durch gut und sind nur möglich weil sie durch fabelhaften Luxus so eingedämmt sind und Schutz von allen Seiten haben und nie entdecken wie höchst merkwürdig sie sind. Darauf ging ich zur Davies um eine kleine Probe für heute zu machen; Ich singe »Oh ihr Herren!« (mit der Nachtigall) und »Ihre Stimme«, und »meine Lieder« und »Dein blaues Auge«. 2. Schumann 2. Brahms. Ich aß mit den Beiden und nach Tisch kam Shakespeare mit Frau, der kannte die Lieder nicht und hat mir nachdem ich sie ihm gesungen hatte, das größte Compliment gemacht das ich noch je angehört habe. Ein Shakespeare am Samstag Abend der es fertig bringt sich wirklich zu erwärmen »Ihre Stimme« fand er das schönste Lied der Welt und der mir dann in wirklich freundlicher eingehender Weise sagt daß er nie im Leben eine Stimme gehört hätte wie meine daß ihm meine ganze Art so vollendet erschien und ihm den reinsten Genuß verschaffte und ich sollte doch in England bleiben. So etwas freut einen doch.
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