18.9.1890, s.l.
Ich war so unlustig zum Schreiben die ersten Tage nachdem Du fort warst und überhaupt verstimmt wie Du ja aus meinen Briefen ersehen haben wirst, alle diese Stimmungen habe ich mir aber herunter gestrickt und genäht bis heute und nun geht es wieder gut. Gleichzeitig habe ich mein Unwohlsein gehabt konnte also auch nicht singen, morgen gehe ich wieder daran. (...) Miß Hope sendet wieder täglich Zeitungen und ist delighted daß ich früher zurück komme, will auch zum Musikfest gehen mit mir. (…)
Es ist grausam daß die Quälereien für Mama sich immer noch steigern laßen und man versteht einen solchen Sohn wahrhaftig schwer. Ist denn kein Mittel sein Gewißen zu wecken. Er richtet Euch noch alle zu Grunde das ist ein schlimmer Anfang für den Winter und finde ich diese Aussichten auf endlosen Verdruß unerträglich, kann denn gar nichts zu Mamas Schutze geschehen. Es kann nur
ungünstig auf ihre Gesundheit wirken wenn sie mit Sorgen so belastet wird. Deine Aufgabe wird darin auch immer größer aber Du bist ja tapfer und kannst noch immer mehr leisten darin. Sobald Du Mama überzeugen kannst daß Elise, Louis und Du ganz einer Meinung sind wird sie weniger den Schwankungen ausgesetzt sein und ich bin sicher daß F<erdinand> sobald er sieht daß Ernst
gemacht wird, sich fügt, er hat gewiß bei seinem jüngsten Besuch in Frankfurt bemerkt daß Marie und Louis verschiedener Ansicht sind und nützt dies aus. Doch was soll man da viel rathen es fehlt eine starke Hand die da eingreift.
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