23.01.2024

Briefe



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ID: 26412
Geschrieben am: Dienstag 19.05.1891
 

19.5.1891, an Bord der Victoria
Morgen kommen wir nach Colombo. Seit Aden hat die Hitze mit jedem Tage zugenommen ich hätte nie gedacht daß es möglich wäre so etwas auszuhalten. Die Influenza hatte ich bald überstanden und nun bin ich ganz wohl nur gänzlich unfähig für jede Thätigkeit! Tag und Nacht gleich man schläft aber ganz gut nur wenig und das Erwachen ist allemal ein Kummer. Aden war höchst interessant, ich ging nicht ans Land aber allein die Menge Schwarzer die auf das Schiff kam gab mir genug zu denken und zu sehen. Etwa 30 Knaben kamen in kleinen Ruderbooten angefahren und machten ihre Taucherkünste. Sprangen vom Deck in's Meer liefen wie die Affen aussen am Schiff herauf und waren überall und nirgends. In Kurzem war auf dem Deck ein Markt mit allen möglichen Dingen dann kam ein großes Boot mit Juden, ganz wie auf der Frankfurter Börse nur in orientalischen Gewändern und diese verkauften Straussenfedern. Herrliche Federn und sehr billig. Ich kaufte nichts, da ich auf der Rückreise auch Gelegenheit habe. (...) Es geht ganz gut mit den Beiden, sie ist ganz wohl und die Reise thut ihr wirklich gut, er ist ein brummiger alter Mann und man thut sich nur leicht wenn man ihn allein läßt. Die ganze Gesellschaft ist jetzt recht gut bekannt bleibt sich aber im Ganzen recht gleich. Die Aristocratie hält zusammen und es haben sich einige dazugedrängt. Mit diesen hat die ganze übrige Gesellschaft nichts zu thuen und wir haben gerade was wir brauchen ich habe Whistpartien jeden Tag (...) Die Ratten sind sehr lebhaft auf dem Schiffe und alle Welt klagt darüber.

  Absender: Fillunger, Marie (2260)
  Absendeort:
  Empfänger: Schumann, Eugenie (1440)
  Empfangsort:

  Standort/Quelle:*) A-Wn, s. 980/17-6
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 



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